Peter Bernstein Quartet | 28.10.2022

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Der Birdland-Jazzkeller hat eine wunderbare, sensible Akustik, wie sie nur in wenigen Konzerträumen zu finden ist. Man hört jede Nuance, auch auf dem letzten Platz, für ein fachkundiges Publikum (ein Markenzeichen dieses besonderen Clubs!) ist schon dies fast die Garantie für einen genussvollen Abend. Umgekehrt bedeuten diese feinen akustischen Verhältnisse auch die latente Gefahr, dass ein zu viel an Lautstärke, an purer Power, das musikalische Erlebnis beeinträchtigt.

Beim Auftritt des Peter Bernstein Quartet war dieser Effekt gut zu beobachten. Bandleader Bernstein, ein Gitarrist von großer Qualität, spürte offenbar schon zu Beginn, dass er mit
manchen Tönen nicht nur in der obersten Lage zu laut über die Rampe kam und steuerte mit dem Griff zum Regler etwas dagegen. Aber das hatte nicht ganz die gewünschte Wirkung. Immer mal wieder war es des Guten zu viel, was aus der Gitarre von Peter Bernstein
in den Birdland-Keller hinausgesandt wurde. Das war besonders schade, weil es einen insgesamt grandiosen Konzertabend unnötig mit einem kleinen Manko versah.

Denn im Peter Bernstein Quartet sind ja vier große Musiker am gemeinsamen Werk. Der hinreißende Sullivan Fortner, einer der besten amerikanischen Jazz-Pianisten der jungen Generation und der eigentliche Star des Abends. Ein musikalisch feinsinniger und absolut präsenter Künstler namens Doug Weiss am Kontrabass und der gewitzte, präzise und elegant intonierende Schlagzeuger Roberto Gatto.

Und natürlich Peter Bernstein selbst an der Gitarre. Ein Könner von hohen Graden und ein Mann mit weit gefächerten musikalischen Qualitäten, wie sich in seinen Eigenkompositionen und genauso an der Interpretation großer Standards wie „Newark News“ oder „We`ll be together again“ zeigt. Der 55-Jährige, der schon vor Jahrzehnten als junger, noch unbekannter Jazzer im Birdland-Club andeutete, welche Karriere er hinlegen würde, lebt voll im Gitarren-Kosmos. Er kostet seine Soli voll aus, aber auch die fast beiläufig hingeworfenen Akkorde als Begleiter seiner drei Mit-Musikanten.

In solchen Passagen, in denen alle vier Jazzer nach bester kammermusikalischer Art miteinander kommunizieren, blitzt der eigentliche Kern des Quartett-Spiels in ganzer Schönheit auf. Kurze Soli und gleich darauf spannendes Unisono verschmelzen ineinander zu einer stimmigen Einheit. Mal tänzerisch beschwingt, mal von elegischem Charme geprägt, mal flirrend impressionistisch und auch mit fast romantisch anmutender Klangfülle. Da ist großes Vibrato auf der Gitarre am richtigen Platze. Alles wunderbar, wären da nicht die zwischendurch allzu dominanten Wortmeldungen der Gitarre gewesen.