Pete York Sextett feat. Albie Donnelly | 21.02.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Wer hätte das gedacht damals, als „Keep on Running“ im Herbst ’65 die britischen Charts eroberte? Dass Pete York noch 2013 hinter seinen Trommeln sitzen und just diesen Song einem begeisterten Publikum darbieten würde! Bei der Hoochie Coochie Night im Audi Forum Ingolstadt riss der 70jährige mit seinen Kombattanten Jung und Alt mit. Dabei kamen fast alle Hits der guten alten Zeit, als Blues, Rock und Soul über den Atlantik schwappten und die alte Welt die populäre Musik Amerikas neu entdeckte. Pete York war damals mittendrin im Hype um die Wurzeln des Rock und nach einer langen wechselvollen Karriere ist er nach wie vor die swingende Verlässlichkeit in Person, dabei ein bisschen kauzig, immer britisch humorvoll und mit jener profunden Musikalität ausgestattet, die ihn in den 80ern zum Protagonisten des Superdrumming avancieren ließ.

Bemerkenswert allemal, dass die Zeit so manchen Graben zuschüttet und etliche Wunden heilt. Als Hits wie Fats Dominos „Blue Monday“, Aretha Franklins „Chain, Chain, Chain“ Elvis „You Ain’t Nothin But A Hound Dog“ oder „C C Rider“ Europa eroberten, wurden sie als massive Konkurrenz zum damaligen Jazz empfunden, der immer komplexer und freier wurde. Jazz- und Rockfans waren Welten auseinander und niemand wäre auf die Idee gekommen, einen Song wie „I’m a Man“ oder gar „Natbush City Limits“ als Jazz zu verkaufen. Auch heute nicht, aber die Welten haben sich angenähert und die verbindenden Elemente werden eher gesehen als die trennenden, historisch, musikalisch, energetisch!

Als Partners in Crime hat Pete Yor eine illustre Band auf die Bühne gebracht, Albie Donelly mit Vollbart und Glatze, ultracool! Sein honky Saxophon klingt voluminös, reicht von tiefstem Blubbern bis zu diesen wunderbar überdrehten, hysterischen Überblasungen. Roy Herringtons Gitarre marschiert mit unbändigem Spieltrieb durch den Saal, gekonnt holprig über Stock und Stein mit skurrilem Sinn für den rechten Lick zur rechten Zeit, Greg Barrett an den Keyboards gibt Steve Winwood und Ray Charles mit Tasten und Stimme und Wolfgang Diekmann sorgt am E-Bass für coolen Groove. Theresa Burnette schließlich, Gospel geschulte Sängerin von Gottes Gnaden rockt den Saal.

Einerseits bedient die Band alle Klischees, die sich mit den Songs verbinden, andererseits sorgen sie auf so charmante, eigenständige Weise für ein Revival, dass die Klassiker trotz täglich 1000facher Airplays rund um den Planeten frisch und authentisch klingen wie wenn sie erst jetzt das Licht der Welt erblickt hätten.