Benedikt Jahnel Trio | 22.02.2013

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Für das Benedikt Jahnel Trio ist der Titel der neuen CD „Equilibrium“ Programm, bedeutet die Übersetzung doch in etwa: Gleichgewicht, Ausgewogenheit. Dieses Prinzip hat das Trio geradezu verinnerlicht, was sich sowohl beim Musikgenre (Klassik und Moderne), bei der Struktur (feste Komposition und Improvisation) als auch bei den Prioritäten innerhalb der Gruppe zeigt. Benedikt Jahnel am Piano, Antonio Miguel am Bass und Owen Howard an den Drums bilden zusammen eine durch und durch homogene Einheit. Alle drei sind absolute Könner ihres Faches und verblüffen ein ums andere Mal durch enormen Ideenreichtum und Einfühlsamkeit.
Das Programm des Abends besteht durchgehend aus Eigenkompositionen des Bandleaders. Diese zeichnen sich durch eine facettenreiche, bildhafte Tonsprache aus, auf die auch schon diverse Titel wie
„Hill Land“ oder „Wrangel“ (Berliner Straßenname) hindeuten. Bei „Moorland“ suggerieren die tiefen Molltöne von Piano, verstärkt durch einen gestrichenen Bass regelrecht ein düsteres, verwunschenes Moor im Herbstnebel; „Siachen“ (Name eines indischen Gletschers) lässt mit seinem ruhigen, einschmeichelnden Thema die majestätische Größe dieses Eisriesen erahnen. Bei dem neuen Stück „Pure Phase“ mit seinem treibenden, zappeligen Thema glaubt man, einen hüpfenden, spitzbübischen Troll vor seinem geistigen Auge zu erblicken. Und bei „I Should Have…“ geht es um die Frage, was man wohl alles hätte machen können/sollen. Diese Frage stellt sich einem an diesem Abend aber wohl kaum.

All diese Songs sind dramaturgisch äußerst spannend aufgebaut, wobei sich nach und nach die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation vermischen. Meist entwickeln sich aus kleinen komplexen und dennoch melodischen Miniaturen, die das Piano vorgibt, nach und nach sich steigernde Klangwelten von enormer Dichte. Und das Publikum taucht genüsslich in diese ein.
So ernten die Musiker zu Recht ein ums andere Mal stürmischen Applaus. Sympathisch und fast ein bisschen verlegen bedankt sich denn auch Benedikt Jahnel beim Publikum, und bemerkt, dass dessen Energie auch die Band beflügle, und es für sie leicht mache, gut zu spielen.

Nach zwei Zugaben geht dieser wunderbare musikalische Tagtraum zu Ende.