Perfect Five | 24.01.2003

Neuburger Rundschau | Guido Heineck
 

Als Jazzmusiker muss man schon über gehöriges Selbstbewusstsein verfügen, sich die Perfektion in den Namen zu schreiben, schraubt man damit doch die Erwartungen des Publikums in die Höhe. Gleich vorweg, vollkommen war es vielleicht nicht, was „Perfect Five“, die Formation um den unaufdringlichen aber stets präsenten Schlagzeuger Rick Hollander und den alles zusammenhaltenden, erdig-rund klingenden Bassisten Martin Zenker im Birdland präsentierten – weit weg davon war es allerdings auch nicht.

Nach nur scheinbar beschaulichem Beginn des Konzerts überzeugten die fünf Musiker mit vertraut wie frisch klingendem Hardbop, dass man sich bisweilen in die 1950er, die Geburtsstunde dieser Spielart des Jazz, per Zeitsprung zurück versetzt wähnte. Die spiel-technische Finesse einzelner wurde hintan gestellt und dem homogenen Charakter der Gruppe untergeordnet, das mit wohlig-warmem Timbre dargebrachte Programm bestand überwiegend aus gelungenen Eigenkompositionen. Gleichwohl war sicherlich Harold Maberns up-tempo-Nummer „Beehive“ am Ende des ersten Sets einer der Höhepunkte des Abends. Nicht zuletzt, weil der Wahl-Münchner Rick Hollander ein gleichsam Geschichten erzählendes Schlagzeug-Solo darbrachte, dass er damit nicht nur die Zuhörer völlig in seinen Bann zog. Auch Trompeter Andrew McNaughton und Saxofonist Grant Stewart waren davon so angetan, dass sie, ihren Einsatz gerade abpassend, noch rechtzeitig auf die Bühne sprangen.
Die beiden exzellenten Bläser waren ohnehin die Überraschung des Abends. Sie fügten sich so harmonisch in das Erscheinungsbild ein, dass man stets meinte, eine miteinander vertraute working band vor sich zu haben. Was für Martin Zenker und Rick Hollander zutrifft, erstaunt doch zumindest bei dem jungen Tenoristen Grant Stewart, der kurzfristig als Ersatzmann geholt wurde. Ein Glücksgriff, brachte er doch mit seinem dunklen Ton und seinen flüssigen Improvisationslinien eine mehr als passende Note in das Gesamtbild ein. Die Trio-Passagen gerieten durch den solide agierenden Pianisten Oliver Kent ebenfalls zum Vergnügen, und sein „A pure formality“ war ein Glanzlicht im zweiten Set. Geschlossen wurde das Konzert mit zwei Stücken des Australiers Andrew McNaughton, dessen variabler Trompetenstil in der traditionalistisch anmutenden Zugabe „Heuhaufen“ besonders zur Geltung kam und das Publikum im Birdland, wie schon vorher, zu Begeisterungsrufen hinriss.