Paul Kuhn Trio | 21.03.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Immer noch den swing im kleinen Finger, trotz realer 82 Jahre, davon gefühlte 80 auf der Bühne: Alles gesehen, alles erlebt, die großen und die kleinen Stunden, Hallen und Clubs, Höhen und Tiefen, die Fallen des Business und die immer nach oben strebende Strickleiter der eigenen Kunst. Paul Kuhn im Jazzclub Neuburg an der Donau! Triobesetzung, kein Schnickschnack, klar und authentisch!

Durch all die Jahre hat er der Musik der jungen Jahre unverbrüchlich die Treue gehalten allem Entertainment zum Trotz. So perlen ihm die „Unforgettable Golden Jazz Classics“, wie seine letzte CD betitelt ist, nach wie vor nur so aus den Fingern, geläufig, gelenkig, mit untrüglichem Gespür für Timing, swing, Dynamik und jenem Touch der Persönlichkeit, die einen wirklich Großen auszeichnet. Martin Gjakonovski am Bass und Willi Ketzer am Schlagzeug geben einen gut strukturierten Hintergrund, sorgen für eine lebendige, überaus einfühlsam dienliche Begleitung. Mittelpunkt freilich bleibt Paul Kuhn, der wahrscheinlich waschechteste Jazzer in der Altherrenriege musikalischer Entertainer seiner Generation: „Sie wissen, was ein ‚Sugardaddy’ ist? So was wie ich, nur viel reicher.“ Vor allem aber: Er hat’s noch drauf, nichts ist eingerostet, nicht im Kopf, nicht im Herzen, nicht in den Händen, die über die Klaviatur swingen wie eh und je. „You Drive Me Crazy“, „Nuages“ oder „London By Night“ geben beredtes Zeugnis. Lange solistische Exkurse sind seine Sache nicht, in der Kürze liegt de Würze, im Wiedererkennungswert der Songs, der Stimme, der Melodien, in den kleinen, feinen Verzierungen, die Kuhn in seine Soli flicht, leicht und behände, mit abgeklärter Erfahrung und unnachahmlicher Musikalität, flink, flott, quicklebendig. Man nimmt sie ihm einfach ab, die tausendfach und mehr gespielten Standards: „It Don’t Mean A Thing“, „Puttin’ On The Ritz“, „As Time Goes By“, „Route 66“ und und und … Auch zwei eigene Stücke schmiegen sich unmittelbar in den Reigen, „Griff“ für den Kollegen Johnny Griffin, „Lucky Seven“ fürs eigene Leben. Er ist und bleibt einfach der Mann am Klavier, gut und reif und ehrlich: Play it again, Paul!