Julian & Roman Wasserfuhr Quartet | 20.03.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ungestüm ist das Vorrecht der Jugend, und so brauste das Konzert des Julian & Roman Wasserfuhr Quartet mit einigem Tempo des „Trainwalk“ in den Neuburger Jazzkeller, bremste jedoch sogleich mit „Love“ wieder ab. Was wäre das schönste Leben ohne die romantischem Momente? So spannten die beiden Brüder und ihre zwei Gefährten einen weiten Bogen möglicher Stimmungen und füllten ihn mit Traditionsbewusstsein, Persönlichkeit, Groove und überaus abwechslungsreicher Musik.

Sie sind nicht das einzige Brüderpaar in der (deutschen) Jazzlandschaft, momentan jedoch zumindest das unzertrennlichste. In langjährig aufeinander abgestimmter Empathie ergänzen sie sich in Komposition und Improvisation, sprechen hörbar dieselbe Familiensprache. Das wird in jeder Phase des Abends deutlich. Die beiden spielen sich die Bälle zu, und so sehr sie Brüder sind, so verschieden sind sie: Roman sorgt am Bösendorfer mit optimistisch hellem Anschlag für sprudelnde Phantasie, Julian mit vibratoarmem Ansatz und dezentem Hall an der Trompete für den sanften Fluss selbst pfeilgeschwinder Läufe quer durch die „Blue Desert“.

Eine Hommage an Chet Baker, das erkennbare Vorbild Julian Wasserfuhrs, bietet „Smoke Gets in Your Eyes“ in durchaus eigenständiger Version, geprägt und getragen vom inneren Dialog der Trompete mit dem sensitiv perlenden Flügel. Dem zeitgenössischen Jazz gilt der in elegischer Tiefe schwebende „Song for E.“ im Gedenken an den im Sommer 2008 verstorbenen Esbjörn Svensson, der so viel für den Jazz der ersten Dekade des dritten Jahrtausend bedeutet. Variabel ist der Sound der Band, Klavier und Trompete werden ergänzt durch die differenzierte Rhythmusarbeit des Schlagzeugers Oliver Rehmann und den melodiösen, satten, bisweilen reichlich lauten Bass von Benjamin Garcia.

Musik am Puls des Lebens: „Gino The Showshine“ inspirierte die Brüder zu einem flotten Hardbop-Thema, das sie denn auch auskosten in vielfältig nacherlebbarem Getriebe dessen, was ein Schuhputzer an einer belebten Straße in Boston bis hinein in die rush hour so alles zu sehen bekommen mag. Auch „Dusan“ klingt groovebetont und straight ahead, bevor sich der Kreis schließt mit „You’re A Friend Of Mine“, einem der ersten eigenen Stücke der Gebrüder Wasserfuhr. Das klingt in facettenreicher atmosphärischer Dichte wie eine Quintessenz des ganzen Abends.