Frankfurter Jazztrio & Peter Weniger | 26.03.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Noch ein Jobim-Tribut? Es gibt ja nun wahrlich genug Bands, die der Gallionsfigur der Bossa Nova huldigen, dem großen Sänger, Pianisten, Gitarristen und Komponisten Brasiliens, Antônio Carlos Jobim. Braucht’s da noch eine weitere Hommage? Ja klar, wenn sie so überzeugt wie jene, die das Frankfurter Jazztrio & Peter Weniger im Birdland Jazzclub Neuburg ablieferten.

Keine Samba-Mucke, kein easy-listening im Copacabana-Schlendergang, keine Unverbindlichkeit, sondern unmissverständlich klarer Jazz, kernig und mit reichlich Offensivdrang: „Amor Em Paz“ (Once I Loved)! Einerseits! Andererseits zeigen die Vier ein weit offenes Herz und fast schmerzlich empfundene Sensibilität in nur so dahin schmelzenden Balladen: „Olha Maria“. Auf beiden Seiten des Spektrums gelingt in sehr schönen, reduzierten Arrangements eine konsequente Übertragung der Songs von Jobim in die Sprache der Moderne, ohne dabei zu überziehen, dies auch während der Reise auf der „Estrada branca“, welche Nord und Süd, gestern und heute in federnder Fahrt verbindet.

Selbstredend darf bei Jobim der Link zu Stan Getz so wenig fehlen wie bei Peter Weniger, dessen Tenorsaxophon so viel von der eleganten, melodischen Spielweise des großen Nordamerikaners verinnerlicht und in den eigenen so vielseitigen wie expressiv kühnen Stil integriert hat. Wie viele überraschende Töne in der „Samba De Uma Nota Só“ (One Note Samba) stecken, zeigt der Berliner Saxophonist im Duo mit dem erstaunlichen Schlagzeuger Thomas Cremer. Der wiederum erfreut durch dezentes, ideenreiches, phantasievoll nuanciertes Schlagzeugspiel jenseits jeglicher Schablonen. Martin Gjakonovsky, wenige Tage zuvor noch mit Paul Kuhn im Birdland zu hören, legt mit singendem, vollem Ton ein stets sauber verfugtes Fundament.

Leise Töne gibt’s mit „Corcovado“ (Quiet Nights of Quiet Stars) und „É preciso dizer adeus“, bevor ein frisch sprudelnder Dialog von Saxophon und Piano das Tempo wieder anzieht. Olaf Polziehn erweist sich einmal mehr im Birdland als exzellenter Pianist. Sein flinkes, hellwaches, immer geschmackssicheres Spiel lotet ein weites Spektrum dessen aus, was es diesseits und jenseits des Äquators an swingender Vielfalt zu entdecken gibt. Welch sanftes Gefühl in seine Händen liegt, zeigt die Trio-Ballade „Luisa“, welch hochfliegende Phantasie zum Schluss die „Garota de Ipanema“. Mit mehr Jazz als Samba eine besondere Jobim-Hommage!