Paul Kuhn And The Best | 05.04.2003

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Als den Mann, dessen Gesicht als „Deutschlands beliebteste Knautschzone“ gelten dürfe, begrüßte Peter Machac vom Bayerischen Rundfunk den Mann am Klavier. Paul Kuhn feierte seinen 75sten Geburtstag im seit Wochen ausverkauften Neuburger Stadttheater mit einem begeisternden Konzert.

Elegant, sophisticated, gelassen und mit jeder Menge swing versehen, jenes musikalischen Elixiers, ohne das nach Meinung Duke Ellingtons sowieso nichts zählt, konnte Paul Kuhn seinen Ruf als veritabler Jazzmusiker einmal mehr untermauern. Seine alte Liebe zum Jazz hat ihn ja nie verlassen in all den Jahren in der Schlagerbranche und der Fernsehunterhaltung, denen er mehr gab als sie ihm genommen haben: „Mir war es immer wichtig, auch in der kommerziellen Musik ein bisschen Jazz unterzuschmuggeln.“ Zum 75sten hat er sich nun noch einmal mit einer Allstar-Band auf den Weg gemacht, tourt durch die Republik mit den Songs aus dem Great American Songbook. Die galten dem jungen Paul schon viel, als er Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre in den Clubs spielte, die damals in Deutschland die Jazzwelt bedeuteten. Die Band um Kuhns swingende Triopartner Paul G. Ulrich am Bass und Willi Ketzer am Schlagzeug hält, was der schlichte Titel „the best“ verspricht. Jeder Protagonist der auserlesenen Frontline bekommt reichlich Gelegenheit, seine Visitenkarte abzugeben: Der schneidige Trompeten-Altmeister Benny Bailey, der so brillante Highnotes aus dem Horn zaubert, Jiggs Whigham, der seiner Posaune distinguierte Eloquenz entlockt, Gustl Mayer am volltönenden Tenorsaxophon, Dusko Goykovich, dessen Ton an Flügelhorn und Trompete wie Samt und Seide klingt, schließlich Peter Weniger mit galant zupackender Energie am Tenorhorn. Schlag auf Schlag geht es mit Kuhns Originals „Florida Flirt“ oder „Heading South“ sowie Klassikern aus der Swing- und Bebop-Ära: „Summertime“, „No greater love“, „It had to be you“, „Robbins Nest“, „Ow“ und etliche mehr in einem zweieinhalbstündigen Programm, das einen Höhepunkt nicht nur in einer mitreißenden Version von Thelonious Monks „Well you needn’t“ findet, sondern auch im authentischen und geradlinigen Timbre von Greetje Kauffeld, der holländischen Grand Dame des Jazzgesangs. Paul Kuhn führt am Flügel durch den Abend mit jener charmanten Leichtigkeit, die ihn so „young at heart“ zeigt, dass niemand auch nur auf die Idee käme, eine Antwort finden zu wollen auf die Frage „Why try to change me now?“