Django Reinhardt Night | 10.04.2003

Donaukurier | Maike Horst
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Da suhlt sich die Seele im klagenden Ton der Geige: Zigeuner-Jazz ist Musik voller Leidenschaft und Melancholie. Derjenige, der diesen Stil prägte, ist seit 50 Jahren tot; doch die Musik von Django Reinhardt lebt immer noch. Drei Ensembles spielten bei der Django-Reinhardt-Nacht im Audi-Forum – ein Abend voller Feuer, Lebensfreude und einer guten Portion Schwermut. Was allerdings ein bisschen fehlte, war die richtige Atmosphäre. Ein rauchiges Café, Stimmengewirr im Hintergrund, Kerzenlicht – wie herrlich wäre dies Konzert dann erst gewesen! Doch zumindest zwei der drei Ensembles ließen die eher nüchterne Atmosphäre des Audi-Forums vergessen.

Zum Beispiel das „Samson Schmitt Quintet“. Was für eine Spielfreude, was für eine Präzision und Ausdruckskraft! Mayo Hubert an der Rhythmusgitarre: Ohne eine Miene zu verziehen sitzt er da in seiner lustig gepunkteten Weste, er schrubbelt und schrabbelt die Viertel, dass es eine wahre Freude ist. Bei so viel Energie und Druck braucht es wahrlich kein Schlagzeug. Kräftig unterstützt wird Hubert von Jean Cortes am Kontrabass, der ebenso sauber und bodenständig die Basis gibt.
Samson Schmitt kann sich bei dieser grundsoliden Begleitung natürlich tüchtig austoben. Und das tut er: Schon nach dem ersten Lied steht ihm der Schweiß auf der Stirn. Aus dem Publikum wird ihm ein Taschentuch gereicht, mit dem er sich über die Stirn fährt, bevor es mit unverminderter Energie weitergeht: mit sprudelnden, explosiven Läufen und luftig-lockeren Melodien. Enorm die Leistung des 23-Jährigen.
Gelernt hat er das wohl von seinem Vater Dorado Schmitt, der schließlich auch die Bühne betritt. Damit jedoch fällt die Gruppe erst mal in ein kleines Loch – der Klang der Jazzgitarre mag sich nicht so recht mit dem der Gruppe vermischen, Dorado reiht hektisch und uninspiriert Phrasen aneinander. In den folgenden Stücken scheint er sich aber zu entspannen und zeigt, dass auch er feurige Soli spielen kann. Genau wie der fünfte Mann im Bunde: Timbo Mehrstein an der Geige, der mit seinem virtuosen Spiel überzeugt.
Ein wenig enttäuschend war dann aber die Vorstellung des „Wedeli Köhler Quartets“. Sicher, Wedeli Köhler ist ein Virtuose an der Geige, und auch seine Bandkollegen sind allesamt hervorragende Musiker, allen voran Hartmut Köhler an Piano und Geige. Allein an der Spielfreude schien es etwas zu mangeln – das Programm wurde heruntergespult, die Musiker wirkten gelangweilt. Kein Vergleich zu der spritzigen, engagierten Vorstellung, die das „Samson Schmitt Quintet“ vorher abgeliefert hatte.
Einfach wunderbar war dann aber wieder die Musik des „Romeo Franz Quartets“. Genau so muss Sinti-Jazz klingen: warm, feurig, melancholisch. Die musikalische Bandbreite des Ensembles ist enorm: Von Hot Swing bis Latin, von herrlichen Balladen bis hin zu ungarischen Weisen. Romeo Franz lässt seine Violine sprechen, mit einem dunklen, vollen Ton interpretiert er beispielsweise den Klassiker „Puttin´ On The Ritz“, er soliert mit Leidenschaft und viel Gefühl. Genau wie „Big Joe“ Bawelino an der Sologitarre oder auch Frédéric Schlick am Jazzakkordeon, dessen Ton klagend durch das Audi-Forum schwebt. Musik zum Träumen.