Am 16.5.2003 jährt sich der Todestag eines der größten Jazzmusiker des 20. Jahrhunderts zum 50. Mal. Wenn auch das zuweilen proklamierte Statement umstritten sein mag, Django Reinhardt habe den einzigen nennenswerten europäischen Beitrag zur Formensprache des Jazz geliefert, unumstritten ist seine singuläre Stellung in der Musikgeschichte und seine Bedeutung für die Entwicklung der Gitarre als Jazzinstrument. Die Zahl seiner musikalischen Epigonen ist Legion, die Bandbreite des von ihm ausgehenden Traditionsstromes immens. So ist es in jeder Hinsicht angemessen ihn in einem kleinen Festival zu ehren. Ausgiebig geschah dies in der Django Reinhardt Night, die der Neuburger Birdland Jazzclub im Audiforum in Ingolstadt veranstaltete.
Der Auftakt der Djangologien bot mit dem Samson Schmitt Quintet die beste Vorstellung des Abends, eine begeisternde Vater-und-Sohn-Darbietung feinster Prägung: Der 23jährige Junior Samson Schmitt fungiert als Mitte eines Trios, das sich mit lässigem swing und unablässig lebhaftem Drive wie ein Fisch im Wasser zwischen den folkloristischen Wurzeln und dem ausgereiften Bebop des späten Django Reinhardt tummelt. Den Lehrjahren in der Band des Vaters längst entwachsen erweist sich, warum Samson als eine der größten Hoffnungen seiner Zunft gehandelt wird, ein Django-Jünger mit frappierender Technik und sprudelnder Fantasie. Mit Etienne Mehrstein an der Violine und Vater Dorado Schmitt – seinerseits ein exquisiter Solist – ergänzt sich das Trio zum Quintett, das über Eleganz, Temperament und Emotion in gleichem reichem Maße verfügt.
Wedeli Köhler ließ mit seiner Band – durch das Mitwirken von Wendelin und Sascha Köhler auch hier eine Familienangelegenheit – mit leichtem Strich und fließender Phrasierung eine ganze Reihe der einschlägigen Standards der Hot-Club-Zeit erklingen, verband sie mit Musette und Czardasklängen und zeigte, wie lebendig und abwechslungsreich die Pflege der Tradition sich gestalten kann. Den Schlusspunkt lieferte das Romeo Franz Ensemble mit einer eigenwilligen Mischung aus Roma-Folklore, Jazzstandards, Popsongs und Eigenkompositionen. Vor allem die beiden Solisten Joe Bawelino an der Gitarre und Frederic Schlick am Akkordeon gaben dem letzten Gig des Abends zu fast mitternächtlicher Stunde den nötigen Auftrieb. Jean Baptiste „Django“ Reinhardt lebt – zumindest in der Musik seiner Erben und in den Herzen der Menschen.