Malia | 11.04.2003

Donaukurier | Maike Horst
 

Barfuß, in Jeans und einem glitzernden T-Shirt steht sie da auf der Bühne – anders als viele ihrer Kolleginnen hat sie darauf verzichtet, sich in ein kurzes, knappes Kleidchen zu zwängen. Anders als viele ihrer Kolleginnen hat sie es aber auch gar nicht nötig: Malia kann nämlich singen. Das hat sie bei ihrem Auftritt im Neuburger „Birdland“ hinreichend bewiesen. Als neue Billie Holiday war sie angekündigt worden: Genau wie die große Lady Day hat auch Malia die Gabe, aus einem Lied etwas ganz Besonderes, etwas Persönliches zu machen. Man glaubt ihr, was sie da singt. Und genau diese Authentizität ist es auch, die Malia aus der Masse der ständig neu geborenen Stars heraushebt.

Spröde ist ihre Stimme, dunkel und verheißungsvoll. Ein bisschen klingt sie wie Macy Gray, zumindest in den höheren Lagen. Doch samtiger ist ihre Stimme, kraftvoll und doch zerbrechlich – einfach wunderbar. Wenn diese Stimme dann auch noch so hervorragend eingesetzt wird, wenn so eindringlich interpretiert und phrasiert wird, wie Malia dies tut, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Mit Jazz hatte das Ganze allerdings kaum etwas zu tun – die Sängerin präsentierte einen wunderschönen Mix aus Soul, Funk und Pop.
Dass auch ihre Band, die Yellow Daffodils gut ist, war schon nach wenigen Takten klar – trotz des kurzen Fehlgriffs von Maxime Zampieri. Ein wohl seltener Fall, denn Zampieri ist ein grandioser Trommler, der mit zündenden Backbeats auch der langsamsten Ballade ungeheuren Drive verpasste. Genau wie sein Bandkollege Philippe Bussonnet, einem Meister am E-Bass. Der zeigte seine Klasse vor allem dadurch, dass er sich auf wenige, geschmackvoll gesetzte Töne beschränkte. Etwas farblos erschien dagegen André Manoukian am Fender Rhodes Piano – eigenartig eigentlich, denn auch er ist ein hervorragender Musiker; seine Fills und Flächen prägen den Sound der Band erheblich. Gitarrist Julien Feltin stand da etwas mehr im Vordergrund, mit jazzigen Soli, akkurat gerupften Backings oder WahWah-jaulender Gitarre.
Mal waren es Standards wie das hinreißend arrangierte „Moon River“ (nur mit E-Bass, Gitarre und Sampler), mal eigene Kompositionen wie das ergreifende „Yellow Daffodils“, bei dessen Minimal-Groove im Stile einer Erykah Badu den Zuhörern Gänsehaut über den Rücken kroch, mal eine Art französischer Chanson, bei dem Malia ihre ganze Klasse in Sachen Melodievariation zeigte. Die Band präsentierte sich hervorragend aufeinander eingespielt. Und die Musiker steigerten sich von Song zu Song. Allen voran Malia: Malia mit ihrer wunderbaren, rauchigen Stimme. Malia, die so sympathisch und unkompliziert auf der Bühne stand, und von Liebe, Einsamkeit und ihrer Heimat, dem ostafrikanischen Malawi sang. „A new star is born“, hatte es im Vorfeld wieder mal geheißen. Vielleicht stimmt´s diesmal ja.