Das Schlagzeug kocht, der Bass setzt wieselflinke Läufe, das Piano splittert die Akkorde nur so in die Luft, die beiden Bläser fetzen die Themen von der Bühne, entfalten sich in heißen Sololäufen: Hardbop ist angesagt im Namen eines der Besten aller Zeiten. Patrick Bianco’s Cannonsoul widmet sich dem Oeuvre von Julian „Cannonball“ Adderley, dem 1975 erst 46jährig an den Folgen der Diabetes verstorbenen Altsaxophonisten, von dem Joe Zawinul einst sagte, er sei der wohl meist unterschätzte Gigant des Jazz.
Steht da so ein Schweizer Jungspund auf der Bühne des Birdland, sieht aus, als könne er kein Wässerchen trüben, spielt hingebungsvoll ein tiefschwarzes Alto mit Biss und Blues, Haken und Ösen, Gospel und Seele. Patrick Bianco liebt einen rauchigen Sound mit viel Bauch und Volumen, knackigem Ansatz und über alle Ecken und Kanten hinweg flüssig süffiger Linienführung: „If This Isn’t Love“.
Was Cannonball Adderley als Alter Ego sein Bruder Nat war, ist Bianco der Münchener Peter Tuscher, Trompeten-Urgestein mit schnittigem Drive im – auch durch den Dämpfer hindurch, wie in „Wabash“ – stets druckvollen Spiel. Schlagzeuger Bernd Reiter gibt dem Groove die Sporen, Giorgios Antoniou sorgt mit kernigem Sound – ohne Verstärker! – für so solide wie bewegliche Fundamente und Claus Raible am Bösendorfer erweist sich einmal mehr als Pianist der Sonderklasse mit sprudelnden Ideen und virtuoser Lässigkeit.
Das Repertoire verzichtet weitgehend auf die großen Hits, widmet sich dem Werk des großen Vorbilds dennoch umfassend und setzt u.a. auf die starken, quirligen Frauen: „Jeannine“, „Lisa“ und „Jessica’s Birthday“. Das alles passt so recht in den Club, weckt die kollektive Erinnerung auch der nachgeborenen Fans an jene Zeiten, als Jazz sehr viel mit Bauch und Beinen zu tun hatte, mit schneidigen Soli vor heiß kochender Glut, aus der die Funken nur so stieben, straight ahead und soulgetränkt, schlichtweg mitreißend.