Häns’che Weiss Quartett | 11.03.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

An guten Tagen ist er an Frische und Authentizität kaum zu überbieten. Kaum ein Name im deutschen Sprachraum steht intensiver für die Pflege des traditionellen Gypsy-Jazz wie der des 1951 in Berlin geborenen, heute in Nürnberg lebenden Sinto Häns’che Weiß. Seit er 1969 mit seiner Gitarre im Schnuckenack Reinhardt Quintett debütierte, ist er aus der einschlägigen Szene nicht wegzudenken. Im Neuburger Birdland kann er als Stammspieler gelten, so oft ist er im Keller unter der Hofapotheke bereits aufgetreten. Der kleine Mann mit dem großen musikalischen Herzen sorgt hier regelmäßig für seelenwärmende Musik. Dabei steht er heute nicht mehr für Geschwindigkeitsrekorde und D-Zug-Swing, sondern vielmehr für melodiöses Spiel, das den Schatz der Tradition „time after time“ angereichert hat mit neuen Elementen: „All of Me“. Da steht der klassische Valse musette neben der leisen Melancholie der „Nuages“, hat der ungarische Tanz ums Lagerfeuer sein Recht wie die Bossa Nova und der moderne Jazz. Ein Konzept mit Wurzeln und Flügeln!

Begleitet wird Häns’che Weiß von einem Kameraden aus der guten alten Zeit, Holzmano Winterstein, dessen Rhythmusgitarre behände und beharrlich für den nötigen Groove sorgt, dem Pianisten Micky Bamberger, der mit viel Pedal und flinken Fingern offene, optimistische Klänge ins Spiel bringt, und seinem langjährigen Duopartner Vali Mayer am Bass.

Könnte also alles passen, wären die „Flowers“ am Ende nicht doch etwas farblos, zöge sich „Sweet Georgia Brown“ nicht allzu uninspiriert in die Länge, kämen nicht zu viele kleine handwerkliche Ungenauigkeiten dem Zusammenspiel in die Quere, geriete nicht zu vieles arg plakativ. Entertainment und Routine allein reichen nicht um einen wirklich lebendigen Jazzabend zu gestalten.