John Marshall Quintet | 04.03.2011

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Der in New York geborene John Marshall ist in Deutschland kein Unbekannter. So ist er unter anderem seit 1992 bei der WDR-Bigband als erster Solotrompeter tätig. Daneben hat er aber auch sein eigenes Quintet, mit dem er in unterschiedlichen Besetzungen bereits 2007 und 2009 im Birdlandkeller gastierte. Und gerade mit dieser kleineren Formation kommen seine Ideen und sein Verständnis für die Interpretation von Modern Jazz und Hardbop besonders gut zur Geltung; und so wurden die Erwartungen, ein energiegeladenes und pulsierendes Konzert zu Gehör zu bekommen, voll erfüllt.

Wie ein roter Faden zieht sich die Melodienführung von John Marshall an der Trompete und Ferdinand Povel am Tenorsaxophon durch das Konzert. Ästhetische zweistimmige Harmonien wechseln mit fließenden, nahtlos ineinander übergehenden kurzen Soloparts in der Art eines sich ständig wiederholenden Staffellaufes.
Sowohl Marshall als auch Povel bevorzugen einen sauberen, klaren Ton ohne allzuviel Vibrato.
Andrea Pozza am Piano setzt immer wieder gefühlvolle und nuancenreiche Akzente. Das Rhythmusgerüst bilden Andreas Kurz mit seinem stilvoll fließendes Bassspiel und der dezent und abgeklärt agierende Mario Gonzi an den Drums.

Klassische Midtempostücke wie „The Scene Is Clean“ oder „Con Alma“, die zum Mittwippen einladen,
wechseln sich mit ruhigen, durch raffinierte Bläserriffs verzierte Balladen wie „All The Way“ oder „I Watet For You“ ab. Und in dem gospelartigen „Strange Feeling“ meint man die Bläser regelrecht singen zu hören.
Die Quintessenz dieses ausgezeichneten Konzerts bilden aber Klassiker wie das lateinamerikanisch angehauchte „Una Mas“ von Kenny Dorham und vor allem „ Eternal Triangle“ von Dizzy Gillespie. Gerade beim letzteren -stimmig auch bei diesem Konzert das letzte Stück – brennen die Protagonisten mit rasender Geschwindigkeit noch einmal ein wahres musikalisches Feuerwerk ab.
Schließlich beweist Marshall mit der Zugabe „Little Girl“ von Nat King Cole, dass er sich auch als Sänger durchaus hören lassen kann.

-Modern Hardbop in Reinkultur; that’s Jazz!-