Paris – Buenos Aires | 07.12.2012

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Der international gefragte schweizerische  Bassist Heiri Känzig verbindet mit seinem Projekt
„Paris-Buenos Aires“ Musik aus Nord- und Südamerika (Argentinien) mit europäischer Musik.
Diese Melange musste sich wohl zwangsläufig ergeben, wurde der Sohn einer argentinischen Mutter doch in New York geboren und lebte jahrelang in verschiedenen europäischen Großstädten.
Känzigs ausgezeichnete Mitstreiter sind Matthieu Michel am Flügelhorn, Michael Zisman am Bandeoneon, Urs Bollhalder am Piano und Lionel Friedli am Schlagzeug.

Von Anfang an breitet sich an diesem kalten Winterabend im Club eine wohlige Wärme aus, die sich durch das ganze Konzert zieht. Der wunderbar klare Flügelhornton, das etwas melancholisch klingende Bandoneon und der warme dunkle Ton des Basses ergänzen sich ideal. Hin und wieder übernimmt auch das Piano die Führungsrolle, während das Schlagzeug meist dezent den Rhythmus vorgibt.

Im ersten Teil des Konzertes herrschten mehr die europäischen und nordamerikanischen Rhythmen und Melodien vor, wie beim locker-flockigen „Children Five“ oder beim druckvollen, temporeichen
„Quand on aime on ne compte pas“. Auch das träumerische, romantische “Grace Of Grafity” und das improvisatorische „Beyond Time“, dessen Grundthema aus einigen wenigen Tönen besteht, gehören in diese Kategorie und ordnen sich harmonisch in das Gesamtbild mit ein. Übrigens sind alle Stücke dieses Abends Eigenkompositionen des Bandleaders bzw. seiner Kollegen.

Im zweiten Teil kamen dann mehr die argentinischen Wurzeln von Heiri Känzig und vom jungen, aufstrebenden Bandoneonisten Michael Zisman zum Vorschein. „Between The Times“, das auf ein mittelalterliches Thema zurück geht, erinnert in der Interpretation des Ensembles mit seinem wiegenden, eindringlichen Rhythmus aber stark an eine argentinische Milonga. Auch das ruhige Stück mit dem zur Jahreszeit passenden Titel „Early Snow“ geht in diese Richtung. Hierbei kommt noch einmal der reine, ohne Vibrato intonierte Flügelhornton von Matthieu Michel besonders zur Geltung.
Erst beim vorletzten Stück wird es dann noch einmal so richtig temporeich und intensiv. Und das finale „Dusty Pampa Ride“ (nomen est omen) -garniert mit einem fulminanten Drumsolo- gleicht einem ungestümen Parforceritt auf einem wilden Pferd.
Das balladeske Zugabestück „Agua tinta“, das noch einmal den Grundtenor des Konzertabends aufgreift, beschließt ein warmherziges erstklassiges Crossover-Jazzkonzert.