Pablo Held Trio & Nelson Veras | 18.09.2021

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Pianist Pablo Held, Bassist Robert Landfermann und Schlagzeuger Jonas Burgwinkel gelten als eines der wichtigsten Pianotrios der aktuellen europäischen Jazzszene. Bei ihrem gemeinsamen Konzert mit dem Gitarristen Nelson Veras im Neuburger Birdland zeigte sich eindrucksvoll, warum das so ist.
Fast schon symptomatisch der Einstieg ins Titelstück des aktuellen Al-bums »Ascent«: Ein fein geknüpfter Rhythmusteppich mit fantasievoll gestalteten Mustern, auf dem sich alsbald mit großer Entdeckerfreude ein munteres Geschehen entfaltet.

Kaum zu überbieten das Zusammenspiel der Drei an innerem Zusammenhang und -halt, gemeinsamem Spielverständnis, aufeinander bezogener Kommunikationskultur und interaktiver Fantasie. Die ist indes nicht ungezügelter Selbstzweck, sondern immer getragen von einem inneren roten Faden, der es meist nicht leicht macht, zwischen Komponiertem und Improvisierten trennscharf zu unterscheiden. Die Komplexität der Musik des Trios spannt weite Bögen von immer wieder Staunen erregender Dichte.

Die Attraktivität und Raffinesse des Gebotenen wird noch einmal erhöht durch den Vierten im Bunde. Der brasilianische Gitarrist Nelson Veras schmiegt sich mit seiner Nylon-besaiteten Gitarre förmlich in den kunstvoll verschlungenen Tanz des Trios, einerseits eng eingebunden, andererseits mit distinguiert dosierter Würze, die mal um Mal das Ge-schehen auf neue Pfade lenkt: Feinste Ausgewogenheit der Inspiration, sublim perlende Läufe und ein traumwandlerisches Gespür für den glücklich gelungenen Augenblick!

Mal hüllen wahre Klangwolken den Jazzkeller in ein Getriebe von geradezu stiebender Dichte, dann wiederum lichtet sich das Geschehen zu entwaffnender Offenheit. Gleichwohl: Jeder Ton zählt. Dass dabei Feeling, Transparenz und Leichtigkeit nie verloren gehen, selbst ausgefuchste Episoden des Flugs der Elementarteilchen nicht zu Kopfgeburten erstarren, das ist eben auch in diesem herausragenden Konzert das Geheimnis des Jazz, der ohne seine swingende Grundessenz auch dann nicht zu den-ken ist, wenn er zu intensivem Hinhören einlädt.