Pablo Held Trio | 15.10.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Sollte man meinen, es sei alles gesagt, alle Noten gespielt im weitest verbreiteten Besetzungsformat des Jazz, dem Trio aus Piano, Bass Schlagzeug. Kommt dann so ein junger Kerl daher, spielt neue Noten, erweckt ganz neue Bilder und Assoziationen zum Leben, zeigt, worauf es ankommt: Auf die eigene Stimme, Geschichte, Persönlichkeit.

Pablo Held ist so einer, noch keine 24 Jahre alt und doch einer mit ganz eigener Sprache, eher ein Jungspund in der altehrwürdigen Birdland-Reihe „Art of Piano“, deren immerhin 122. Konzert er eine bisher so nicht gehörte Facette verlieh. Nie so richtig greifbar ist, was der junge Pianist aus Hegen in Westfalen, der immerhin schon zwei CDs beim renommierten Münchener Label Pirouet auf den Markt gebracht hat, in den Keller unter der Hofapotheke zum Klingen bringt. Und doch so konkret! „Music ist der zweite Tonträger überschrieben, und genau das machen die Drei auf der Bühne, Held am Bösendorfer, Robert Landfermann am Bass und Jonas Burgwinkel am Schlagzeug.

Melodie, Harmonie und Rhythmus sind zuweilen nah dran an der Neuen Musik, nicht von ungefähr fungiert Olivier Messiaën als Gewährsmann, zugleich ganz nah am jazzigen Pianotrio der Evans-Jarrett-Mehldau-Linie. Alle Metaphern und Vergleiche versagen vor der reinen Idee intuitiver Dreisamkeit eines Trios auf dem Weg zur Mitte. Mucksmäuschenstill ist’s im Club während des Konzerts.

Keine Schablonen, keine Kompromisse, aktives Zuhören, unmittelbares Zusammenspiel, freier Atem und Gemeinsinn. Held, Landfermann und Burgwinkel stehen für eine junge Generation von Jazzmusikern, die längst allen Grabenkämpfen entwachsen sind, europäische und amerikanischen Traditionen und Musizierweisen vereinen, Berührungsangst und Ideologie nicht kennen, dafür um so mehr von Kreativität halten. Nicht laut und explosiv, eher leise und behutsam, in dichter atmosphärischer Balance, klar und verhangen zugleich, mal meditativ, mal sprudelnd und sprühend, immer mit offenem Visier, ohne den Zauber ganz seines Geheimnisses zu berauben im „Forest of Oblivion“, dem Wald des Vergessens. Neue Töne, neue Formen, neue Bilder! Musik einer neuen Generation!