| 09.10.2010

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Mit dem Programm „Celebrating Kenny Dorham“ gastierte mit dem 77 jährigen Charles Davis, einer der großen junggebliebenen „alten“ Tenorsaxophonisten am Samstag im Birdland Jazz Club. Davis hat mit nahezu allen Großen der Jazzszene gespielt; vor allem eben auch mit dem Trompeter Dorham.

Mit einem Tribute-Programm aufzutreten, ist manchmal ein schwieriges Unterfangen, wobei bei Jazzensembles und im Speziellen bei Davis keine Gefahr besteht, zu einer Art Coverband zu verkommen. Natürlich ist eine gewisse „Werkstreue“, wie man in der Klassik sagen würde, vorhanden. Aber die Interpretationen und Arrangements wirken frisch und zeitlos. Dafür sorgen auch die großartigen gleichberechtigten Bandkollegen von Davis, denen er auch genügend Freiraum für wunderbare Soli und Improvisationen einräumt.

Tom Kirkpatrick an der Trompete ist geradezu prädestiniert für dieses Programm, beherrscht er Dorhams Stil doch wie aus dem Effeff. Dass bei aller Originalität das Originelle nicht zu kurz kommen muss, beweist er des Öfteren bei seinen kraftvoll vorgetragenen Soli.
Auch der in Neuburg bestens bekannte Pianist Claus Raible ist ein Spezialist von Bebop und Hardbop, der ein ums andere Mal mit seinen energetischen, scheinbar locker aus dem Ärmel geschüttelten Improvisationen glänzt.
Der Bassist Giorgos Antoniou, mit seinem warmen, melodiebetonten Spiel und der straight vorwärtstreibend agierende Schlagzeuger Bernd Reiter ergänzen das Ensemble zu einer harmonischen Einheit.

Wie schon am Programmtitel erkennbar, bestand das Konzert überwiegend aus Kompositionen von Kenny Dorham. Mit „An Oscar For Oscar“ startete das Programm schon ziemlich flott, und nach dem Midtempostück „Sao Paolo“ folgte mit dem rasanten Hardbopstück „Stage West“ ein erster Höhepunkt. Weiter ging es mit dem lateinamerikanisch angehauchten „Una mas“, der ruhigen, von Tim Kirkpatrik gespielten Ballade „Autumn In New York“ und dem straighten „Philly Twist“.

Auch nach der Pause wurde wieder der „Turbo“ (einziges Stück des Bandleaders) eingeschaltet um mit dem mitreißend interpretierten „Short Story“ die Schlagzahl noch einmal zu erhöhen. Hier kamen ein weiteres Mal auch die charakteristischen melodiösen und swingenden Bläserlinien des Ensembles zur Geltung. In „Monk’s Mood“, ausnahmsweise nicht von Dorham sondern von Thelonius Monk, bewiesen die Musiker, dass sie auch die leisen Töne beherrschen. Charles Davis führte mit warmen, einschmeichelnden Saxophontönen, begleitet von Raibles einfühlsamen Pianospiel, durch das Stück. Schließlich beendete das fulminante „Hills Edge“ den offiziellen Teil des Konzertes.
Ein bisschen anders als gewöhnlich gestaltete sich die heftig erklatschte Zugabe. Tom Kirkpatrik interpretierte solo auf seiner Trompete die Standardballade „But Beautiful“; einfach schön.