Die Band hat nicht mal einen eigenen Namen, sondern tritt bei ihrem denkwürdigen Konzert im Neuburger Birdland-Jazzclub ganz schlicht unter den Namen ihrer Mitglieder auf.
Greg Osby aus St. Louis, Missouri, am Altsaxofon, war Teil der Bands von Dizzy Gillespie und Herbie Hancock und gilt als Schnittstelle zwischen den „Alten“ und den Nachfolgegenerationen des Jazz. Florian Arbenz aus Basel am Schlagzeug arbeitet an einem 12-teiligen Mammutwerk mit wechselnden Bandmitgliedern, ist aktuell bei „Conversations #9“ angelangt und deswegen auch der Hauptkomponist der Band, Arno Krijger aus dem niederländischen Terneuzen hat nicht nur eine- Jazz- sondern auch eine Funk- und Fusion-Vergangenheit und ist deutlich hörbar von Larry Young beeinflusst und auch ein klein wenig von Larry Goldings, der passenderweise am nächsten Freitag ins Birdland kommt.
Die Band spielt inklusive Zugabe lediglich neun lange Stücke an diesem Abend. Jedes freilich ist für sich ein Kunstwerk. Da sind die flächigen, auf Clustern und lang anhaltenden Bögen ruhenden, intimen Kompositionen wie gleich zu Beginn „Sleeping Mountain“ oder später „The Passage Of Light“, da sind die flotten Groove-Nummern mit Funk-Einschlag wie „Hurt“ oder „Truth“ und da sind sozusagen die Extras, „Old Shaman“, das auf indigenen Rhythmen basiert, oder der „Freedom Jazz Dance“ von Eddie Harris, dessen Thema zwar allgemein bekannt ist, das man aber nach der Bearbeitung durch dieses hochkreative Trio förmlich mit der Lupe suchen muss.
Jeder ist ein wahrer Meister seines Instruments. Osby’s klarer, reiner Ton, sein Spiel immer wieder gegen den Groove, seine absolut passgenauen Einwürfe von der Seitenlinie statt ellenlanger Soli. Die Polyrhythmik hinter dem Spiel von Arbenz, die er zu einem perfekt geknüpften Teppich für seine Kollegen ausrollt,. Schließlich Krijger, der die vielfältigen Klangvarianten seines Instruments bis zur Neige auslotet, Klangflächen schafft als Basis für seine Kollegen, Hauptverantwortlicher ist für die zahlreichen Passagen des dynamischen Auf- und Abschwellens, die das Konzert bestimmen, für die weiten Spannungsbögen.
Es gibt Momente an diesem Abend, die sind magisch. Wenn etwa nach der gemeinsamen Ekstase Krijger einfach nur einen tiefen, mit den Fußpedalen erzeugten, Bassbrummton stehen lässt, der die Szenerie auf wundersame Weise beruhigt, Zeit zum Durchatmen verschafft bis zum nächsten akustischen Ansturm. Man kann nur erahnen, welch enorme Arbeit hinter diesen verwegenen Arrangements steckt, in die sich die Soli wie zufällig hineinschleichen, welche Absprachen vorab getroffen wurden. Wie auch immer, die Sache läuft wie geschmiert, all die Breaks, Stops und Richtungswechsel klappen reibungslos, die Grooves laufen und am Ende beweist dieses überragende Trio sogar, dass es auch dann perfekt funktioniert, wenn es sich einen Standard wie Gershwin’s „I Loves You Porgy“ zur Brust nimmt und ihn auf eher herkömmliche Art interpretiert. – Was für ein überragendes Konzert, was für ein begeisternder Abend, was für atemberaubende Musik. Wer bei Osby, Arbenz und Kijger in Neuburg verhindert war, hat in der Tat Großartiges versäumt.