Osby – Arbenz – Krijger | 20.04.2024

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die Band hat nicht mal einen eigenen Namen, sondern tritt bei ihrem denkwürdigen Konzert im Neu­burger Birdland-Jazzclub ganz schlicht unter den Namen ihrer Mitglieder auf.

Greg Osby aus St. Louis, Missouri, am Altsaxofon, war Teil der Bands von Diz­zy Gillespie und Herbie Hancock und gilt als Schnittstelle zwischen den „Al­ten“ und den Nachfolgegenerationen des Jazz. Florian Arbenz aus Basel am Schlagzeug arbeitet an einem 12-teiligen Mammutwerk mit wechselnden Band­mitgliedern, ist aktuell bei „Conversati­ons #9“ angelangt und deswegen auch der Hauptkomponist der Band, Arno Krijger aus dem niederländischen Ter­neuzen hat nicht nur eine- Jazz- sondern auch eine Funk- und Fusion-Vergangen­heit und ist deutlich hörbar von Larry Young beeinflusst und auch ein klein we­nig von Larry Goldings, der passen­derweise am nächsten Freitag ins Bird­land kommt.

Die Band spielt inklusive Zugabe ledig­lich neun lange Stücke an diesem Abend. Jedes freilich ist für sich ein Kunstwerk. Da sind die flächigen, auf Clustern und lang anhaltenden Bögen ruhenden, inti­men Kompositionen wie gleich zu Be­ginn „Sleeping Mountain“ oder später „The Passage Of Light“, da sind die flot­ten Groove-Nummern mit Funk-Ein­schlag wie „Hurt“ oder „Truth“ und da sind sozusagen die Extras, „Old Shaman“, das auf indigenen Rhythmen basiert, oder der „Freedom Jazz Dance“ von Eddie Harris, dessen Thema zwar allgemein bekannt ist, das man aber nach der Bearbeitung durch dieses hochkrea­tive Trio förmlich mit der Lupe suchen muss.

Jeder ist ein wahrer Meister seines In­struments. Osby’s klarer, reiner Ton, sein Spiel immer wieder gegen den Groove, seine absolut passgenauen Einwürfe von der Seitenlinie statt ellenlanger Soli. Die Polyrhythmik hinter dem Spiel von Ar­benz, die er zu einem perfekt geknüpf­ten Teppich für seine Kollegen ausrollt,. Schließlich Krijger, der die vielfältigen Klangvarianten seines Instruments bis zur Neige auslotet, Klangflächen schafft als Basis für seine Kollegen, Hauptver­antwortlicher ist für die zahlreichen Pas­sagen des dynamischen Auf- und Ab­schwellens, die das Konzert bestimmen, für die weiten Spannungsbögen.

Es gibt Momente an diesem Abend, die sind magisch. Wenn etwa nach der ge­meinsamen Ekstase Krijger einfach nur einen tiefen, mit den Fußpedalen erzeug­ten, Bassbrummton stehen lässt, der die Szenerie auf wundersame Weise beru­higt, Zeit zum Durchatmen verschafft bis zum nächsten akustischen Ansturm. Man kann nur erahnen, welch enorme Arbeit hinter diesen verwegenen Arrangements steckt, in die sich die Soli wie zufällig hineinschleichen, welche Absprachen vorab getroffen wurden. Wie auch im­mer, die Sache läuft wie geschmiert, all die Breaks, Stops und Richtungswechsel klappen reibungslos, die Grooves laufen und am Ende beweist dieses überragende Trio sogar, dass es auch dann perfekt funktioniert, wenn es sich einen Standard wie Gershwin’s „I Loves You Porgy“ zur Brust nimmt und ihn auf eher herkömm­liche Art interpretiert. – Was für ein überragen­des Konzert, was für ein be­geisternder Abend, was für atemberau­bende Musik. Wer bei Osby, Arbenz und Kijger in Neuburg ver­hindert war, hat in der Tat Großartiges versäumt.