Oliver Wasilesku Trio | 03.11.2018

Donaukurier | Karl Leitner
 

Bei all den internationalen Größen des Jazz, die regelmäßig im Birdland auftreten, verliert man hin und wieder völlig aus den Augen, dass der weithin bekannte Club ja auch die Reihe „Jazz regional“ im Angebot hat, in deren Rahmen sich in unregelmäßigen Abständen immer wieder Künstler aus der näheren Umgebung präsentieren können. Beim Publikum kommt die Reihe bestens an, wie das komplett ausverkaufte Gewölbe unter der Hofapotheke an diesem Abend einmal mehr beweist. Der Prophet im eigenen Land zählt im Gegensatz zum Sprichwort also doch.

Diesmal hat sich der Neuburger Pianist Oliver Wasilesku zum Heimspiel angesagt und als musikalische Partner den Eichstätter Kontrabassisten Ulrich Schiekofer und den Ingolstädter Schlagzeuger Tom Diewock mitgebracht. Das Trio hat nicht vor, den Jazz neu zu definieren, und das erwartet ja auch niemand. Was die drei, die da auf der Bühne so trefflich harmonieren, hingegen aus Cole Porters „Love For Sale“, Wes Montgomery‘s „Westcoast Blues“, Miles Davis‘ „Four“ und all den anderen Standards und Originals herausholen, ist hingegen erstaunlich. Melodische Variationen, rhythmische Akzentverschiebungen und Betonungen, abgeänderte Tempi – für jede Nummer entwickelt die Band eine ganz individuelle Variante.

Diese Vorgehensweise veredelt nicht nur Stücke klassischer Jazz-Komponisten wie Benny Golson, Fats Waller oder Thelonious Monk, sondern auch Werke von Frederic Chopin und Ludwig van Beethoven auf der einen und Songs von John Lennon und Paul McCartney auf der anderen Seite. Deren „I Want To Hold Your Hand“ wird zu einem echten Paradebeispiel dafür, was man aus einem im Original doch recht biederen Song aus der Beat-Ära herausholen kann, wenn man nur geschickt genug vorgeht.

Aber es ist nicht nur die kompetente Vorarbeit bei den Arrangements, die den Abend nicht nur kurzweilig, sondern auch immer wieder richtig spannend macht. Es ist natürlich auch deren Umsetzung in der Livesituation, es ist die Homogenität der Combo, es sind auch die Soli. Wasilesku ist dabei am aktivsten, was an der Führungsrolle seines Instruments liegt. Er durchbricht dabei nie den durch die jeweilige Komposition vorgegebenen Rahmen, innerhalb des abgesteckten Terrains freilich lässt er sich eine Menge einfallen.

Das gilt auch für seine beiden Mitstreiter, und so wird dieser Abend im Birdland zu einem entspannten Ereignis, bei dem man sich so richtig wohlfühlen und eintauchen kann in die Welt des Jazz. Konzerte wie diese sind regelrechte Türöffner gerade für Leute, die bei dem Wort „Jazz“ reflexartig erst einmal in Abwehrhaltung gehen. Hätten sie das Oliver Wasilesku Trio an diesem Abend gesehen, hätten sie sich sicherlich auch beteiligt an der lautstarken Forderung nach Zugaben.