Oliver Wasilesku Trio | 22.01.2010

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Oft ist es so, daß der Prophet im eigenen Land wenig gilt. Das trifft zum Glück nicht für den Neuburger Birdland Jazz Club zu, der auch der lokalen Szene einen großen Stellenwert beimisst; und dass dies zu Recht geschieht, zeigte sich wieder einmal an diesem Abend.
Der Neuburger Pianist Oliver Wasilesku tat sich mit dem Bassisten Friedrich Betz und dem Drummer Christian Kraus, zwei seiner Kommilitonen von der Würzburger Musikschule, zusammen und formierte sein eigenes, am klassischen Jazz orientiertes Trio.
Manchmal kann ein Heimspiel, bei dem ja auch immer viele Bekannte und Freunde anwesend sind, schon etwas hemmen. Von Nervosität war bei dem jungen Trio – der Bandleader ist gerade mal
27 Jahre alt – aber nichts zu spüren. Das ist umso erstaunlicher, da das Trio erst seit einem halben Jahr zusammenspielt und es der erste Auftritt im Birdland war.
Viele junge Bands versuchen, den Jazz „neu zu erfinden“, was ja durchaus auch seine Berechtigung hat. Wasilesku setzt bewusst auf Tradition und legt dabei besonderen Wert auf die Arrangements der Stücke, was diesen eine dynamische und eigenständige Charakteristik verleiht.
Altbekannte Stücke wie „Take The A-Train“ und „Lush Life“ von Billy Strayhorn oder „How Deep Is The Ocean?“ von Irving Berlin klingen frisch und unverbraucht. Bei „The Lady Is A Tramp“ aus dem gleichnamigen Musical oder dem fast hypnotisch groovenden „Poinciana“ von Ahmad Jamal zeigt
auch Friedrich Betz am Bass sein großes Talent und verleiht dem Stück mit seinen flinken Fingern einen treibenden aber nie hektisch wirkenden Rhythmus. „Poinciana“ war dann auch einer der Highlights des Konzertes, das vom Publikum heftig beklatscht wurde. Bei den letzten beiden Stücken legte das Trio dann noch einen Zahn zu. In „Footprints“ von Wayne Shorter konnte auch noch einmal der stets einfühlsam agierende Christian Kraus am Schlagzeug mit einem ideenreichen Solo auf sich aufmerksam machen. Und dass nach dem speedfunk-jazzigen „Gettin‘ To It“ von Christian McBride noch nicht Schluss war, durfte man erwarten.
Als Zugabe folgten das rhythm & blues-mäßig arrangierte „Route 66“ und die Ballade „In The Wee Small Hours Of The Morning“, bei denen der Bandleader auch noch als ausgezeichneter Sänger überzeugen konnte.

Wieder ein frisches und homogenes, mit großem Potential ausgestattetes Trio, dessen Namen man sich merken sollte.