Anthony Wonsey Trio | 21.01.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Mal das kleine Format beim Jazz im Audi Forum: Pianotrio! Der Varianten gibt’s so viele wie es individuelle Besetzungen gibt. Jedes klingt ein bisschen anders. Der Reiz ist die Mischung dreier Stimmen, die im Idealfall zur Einheit verschmelzen und stets zugleich in ihrer Eigenständigkeit erkennbar bleiben.

Anthony Wonsey gehört nicht zum Heer der Bill Evans- und Keith Jarrett-Jünger. Sein perkussiver Anschlag bewegt sich eher auf den Spuren Bud Powells oder Mulgrew Millers, ist kantig, kernig, flott. Sein Spiel vereint in gelenkigem Schwung und schneidigem Elan Elemente des Swing und des Neo-Bop, zeigt Groove und Tempo, Kante und Biss. Der von der Pianomanufaktur Bösendorfer in der Wiener Neustadt eigens für das Audi Forum Ingolstadt gebaute Design-Flügel entfaltet unter Wonseys Händen die ganze Klasse und Fülle seines Klangs in unmittelbarer Plastizität.

Wo das Klavier in größeren Formationen immer nur relative Präsenz besitzt, kann es im Trio intensiv brillieren. Dem kraftvollen, groovebetonten Grundcharakter von Anthony Wonseys Piano gesellen sich mit Milan Nicolic am Bass und Joris Dudli am Schlagzeug zwei hochgradig kompatible Gesinnungsgenossen bei, der eine mit offenem Visier und trockenem Offensivgeist, der zweite mit funky und klar akzentuiertem Drumming, beide in ausgewogener Mischung aus selbstbewusster Präsenz und teamdienlicher Zurückhaltung.

„Yoko’s Delight“, „Hey Jimmy“ oder „Blacker Blacks’s Revenge“ – Anthony Wonseys Kompositionen schöpfen aus dem prallen Leben, erzählen ihre abwechslungsreichen Geschichten in abenteuerlich purzelnden Harmonien, detailreicher Fabulierlust und sinnlicher Vitalität. In kleiner Besetzung Musik von großem Format!