Eli Degibri Quartet | 23.01.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Kraftvoller Modern Jazz, kein Schnickschnack, klare Verhältnisse, die reine Lehre auf denkbar höchstem Niveau! Die Messlatte wird nach wie vor in New York definiert, ziemlich hoch gehängt, wenn denn das Eli Degibri Quartet als repräsentativ gelten darf.

Das Konzert im Neuburger Birdland stand ganz im Zeichen des Hardbop, „Mr. R.C.“ (Ron Carter) lässt grüßen. Es war ganz dazu angetan, den guten Ruf der vier Protagonisten noch zu verbessern. Aaron Goldberg am Piano zeigt Kante und Herz, lässt die Finger mit jeder Menge swing und federleicht perlenden Läufen nur so tanzen über Ebenholz und Elfenbein, greift auch mal dezent in die Saiten des Bösendorfers, wartet mit Sperrigem ebenso eloquent, flüssig und originell auf wie mit lyrischem Empfinden. Jonathan Blake, spielt ein unerschöpflich variables Schlagzeug, hellwach und dialogfähig, erweist sich als ein hart und tricky swingender Tausendsassa mit ebenso vielen Ein- und Ausfällen. Ben Street am Bass ist ein Stabilisierungsfaktor von besonderer Qualität, flexibel, leichtfüßig, dabei von höchster Verlässlichkeit. Und dann ist da Eli Degibri, ein Saxophonist von des Jazzgottes Gnaden, mit allen Wassern gewaschen, einer, der alles hat und alles gibt, der sein Spiel sichtlich genießt und immer wieder an die Grenzen geht. Schier endlos ergiebige Lungen, ein machtvoller, soulgetränkter Sound, atemberaubende Akkordbrechungen, Skalen und Linien, rasant, brillant, knackig, wendig, immer auf dem Sprung.

Selten ist selbst im Birdland eine derart perfekt aufeinander eingestellte Band zu erleben. Da stimmt die Chemie bis in die letzte molekulare Feinstruktur bei höchstem Tempo im Unisono, passgenauen Dialogen, schlichtweg begeisternden Soli zumal von Goldberg und Degibri, in denen die Ideen in sprudelndem Strudel nur so in den Keller fliegen, die Bälle hin und her springen, der Geist des Jazz mit Händen zu greifen ist. Ein selten grandioses Konzert – wo, wenn nicht im Birdland?