Lorenzo Petrocca Quartett | 29.01.2010

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Mit Lorenzo Petrocca war wieder ein Gitarrist der internationalen Spitzenklasse im Birdland zu Gast, der mit seinem Quartett regelrecht ein musikalisches Feuerwerk abbrannte. Wie Petrocca ein ums andere Mal scheinbar mühelos rasante und punktgenaue Melodienläufe aus dem Ärmel zauberte, war schon bemerkenswert, zudem, wenn man bedenkt, dass er erst mit achtzehn Jahren gezielt mit dem Gitarrespielen begann und bis dahin auch ein ausgezeichneter Boxer war. Zum Glück blieben seine flinken Finger von Verletzungen verschont.

Musikalisch unterstützt wurde der Bandleader durch den spritzig agierenden Thilo Wagner am Piano und die pulsierende Rhythmussektion um den Bassisten Joel Locher und dem Drummer Patrick Manzecchi.

Im ersten Teil des Konzertes überwogen Eigenkompositionen Petroccas, wie die selbstredenden „Blues For Wes“ und „Corinnas Bossa“ oder „Chromatism“. Dass die Reaktion des Publikums noch etwas verhalten war, lag aber nicht an der Qualität dieser Songs, denn die hatten schon enormen Tiefgang. Vielmehr gab es ein paar Probleme mit dem Sound und der Lautstärke. Diese wurden aber in der Pause behoben und der Funke sprang schlagartig über. Zudem bezog Petrocca auch verbal mit seinen witzigen Ansagen (er könnte auch als Entertainer durchgehen) immer wieder seine Bandkollegen und das Publikum mit ein.

Nun überwogen die Standards und Klassiker wie die beiden wunderbar und feinfühlig hingetupften Balladen „There’s Noo Greater Love“ von Ben Webster und „In A Sentimental Mood“ von Duke Ellington. Aber auch mit dem rasanten „Train“, einer weiteren Eigenkomposition konnte Petrocca vollends überzeugen. Und während es oft üblich ist, Konzerte mit einem eher ruhigen Stück zu beenden, legte das Quartett bei der Zugabe noch eine Schippe drauf. In „Cherokee“ von Ray Noble wurde der „Train“ zum D-Zug.

Mag sein, daß Petrocca, wie er selbst augenzwinkernd bemerkte, als Italiener eben eher klein und damit auch leicht ist; als Musiker ist er aber ein echtes Schwergewicht.

Wieder ein frisches und homogenes, mit großem Potential ausgestattetes Trio, dessen Namen man sich merken sollte.