Old Friends | 10.03.2001

Augsburger Allgemeine | Dr. Tobias Böcker
 

Seit Wochen ausverkauft und mit Spannung erwartet war das Konzert der „Old Friends“ im Neuburger Birdland Jazzclub. Das Gipfeltreffen des deutschen Jazz mit Albert Mangelsdorff, Klaus Doldinger, Manfred Schoof, Wolfgang Dauner, Eberhard Weber und Wolfgang Haffner überbot alle noch so hochgesteckten Erwartungen. Die sechs Stars strotzten nur so vor Spiellaune und boten in einem gut zweieinhalbstündigen Auftritt eine gültige Bestandsaufnahme dessen, was in den letzten vierzig Jahren im deutschen Jazz geschehen ist.

Nicht immer funktioniert ein solches Konzept: Man sammle eine All-Star-Band und schicke sie mit einer CD im Gepäck auf die Reise. In diesem Falle jedoch kam der Impuls von den Musikern selbst. Man kennt sich seit vielen Jahren, hat in den verschiedensten Formationen miteinander gespielt, aber bis 1999 nie alle unter einen Hut bringen können. Nun wollten sie’s gemeinsam wissen und fanden sich zusammen zu wenigstens sporadischem Miteinander. Jeder weiß um die Bedeutung des Anderen, keiner braucht sich mehr zu beweisen oder zu profilieren. Das entspannt und bringt eine Dichte unverkrampfter Kommunikation auf die Bühne, wie sie selten auf diesem Niveau erreicht wird. Nur sieben Konzerte an sieben aufeinander folgenden Tagen ließ der kleinste gemeinsame Nenner der Terminkalender diesmal zu, eines davon in Neuburg, „weil wir hier unbedingt einmal spielen wollten,“ wie sie unisono betonen, flugs ein „Danke, Hut ab“ an den Genius Loci und dessen Impressario intonierend. Außer Schlagzeuger Wolfgang Haffner sind sie alle über sechzig, der Älteste im Bunde, Albert Mangelsdorff gar schon 72 Jahre alt. Aber nichts wie schnell beiseite mit der Vorstellung von einer Rentnerband! In einem Lebensalter, in dem über die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer bereits den Ruhestand genießt, zeigen sie, dass Jugend nicht alles ist, manches im Leben erst reifen muss, bevor es die vollendete Genussfähigkeit erreicht. Das sind keine alten Männer, die jenseits der Lebensmitte ewige Jugend vorgaukeln wollen, sondern gereifte Musiker, jeder mit einer bezwingenden Persönlichkeit, deren Lebenserfahrung sich mitteilt ohne belehren zu wollen, und es bleibt nur ehrfürchtig staunend zu lauschen. Noch im kleinsten Detail ihrer Musik steckt filigrane Schönheit und jene Kraft, die das Leben mit den Jahren nicht nimmt, sondern mit ihnen erst verleiht. Respekt und: „Danke, Hut ab!“