Olaf Polziehn Trio, feat. Howard Alden, Frank Roberscheuten, Shaunette Hildabrand | 17.03.2006

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Für Viele ist es nach wie vor die größte Zeit des Jazz: der Swing der 30er und frühen 40er, der so leicht fließend elegant übers Parkett schwebt und die Unbilden des Lebens für einen Moment scheinbar vergessen macht. Der Pianist Olaf Polziehn hat sich genau dieser Musik mit Haut und Haar verschrieben, ließ mit einer exzellent besetzten Band im proppenvollen Birdland Jazzclub längst versunkene Zeiten lebendig werden.

Mondäne Ballsäle und schummrige Bars, rauschende Roben und chromblitzende Straßenkreuzer, Assoziationen glanzvoller Zeiten des american Dream. Dass Musiker damals unter nahezu unmenschlichen Bedingungen zu arbeiten gezwungen waren, belegt der frühe Tod etlicher von ihnen, u.a. des genialen Charlie Christian, ohne den die Gitarre wohl nie geworden wäre, was sie heute ist. Ihm war eines der Stücke des Abend gewidmet, und es war eine wahre Freude, wie Frank Roberscheuten und Howard Alden ein Christian-Solo im Unisono spielten, es dann im Duett weiter entfalteten, Roberscheuten mit samtig schmeichelndem Tenorsaxophon, Alden auf der siebensaitigen Gitarre. Der 48-jährige New Yorker zeigte einmal mehr, warum er als einer der besten seiner Zunft gilt: Mucksmäuschenstill wurde es im Keller unter der Hofapotheke, als Alden im Solo-Feature Django Reinhardts „Tears“ anstimmte, mit Respekt, Gefühl, virtuoser Technik und individueller Ausdruckskraft.

Nicht, dass es ein trauriger Abend gewesen wäre: Da sei der Swing vor in beweglichem Groove und federleichter Spielfreude. Eine durchwegs sehr unterhaltsame Zeitreise auf den Spuren auf den Spuren Count Basies, Billy Strayhorns und Ella Fitzgeralds bot das Quitett mit dem nuancierten swing-Garanten Oliver Meves am Schlagzeug, dem verlässlichen Ingmar Heller am Bass, dem so flexibel wie elegant spielenden Olaf Polziehn am Bösendorfer und dem geschliffen geschmackvollen Frank Roberscheuten an Saxophon und Klarinette. Verstärkt durch die mal wohlig warme, mal temperamentvoll kräftige Stimme von Shaunette Hildabrand klingen Songs und Standards, „Shiny Stockings“, „Face to Face“ oder „The Lady is a Tramp“ als wären sie just für diesen Tag geschrieben worden.