Olaf Kübler Quartett | 14.09.2007

Donaukurier | Roland Opschondek
 

„Wir machen ja nicht nur Quatsch, wir sind ja an sich ernsthafte Musiker“, so charakterisiert Olaf Kübler sich und sein Quartett mit „Professor Spendel“ am Piano, „Mr. Groove“ Wolfgang Schmid am E-Baß und dem Schlagzeuger Guido May. Sie bestritten den Saisonauftakt im Birdland Jazzclub und Olaf Kübler feierte auch noch seinen 70 Geburtstag, aber nicht als Elder Saxman: „Christoph Spendel hat geheiratet, ich bin 70 geworden und hab fünf Kinder von fünf verschiedenen Frauen… neulich kam eine in mein Konzert und stellte sich vor mit „Ich bin deine Tochter Annette!“ Kübler ist bekannt für seine Art nicht lange hinterm Berg zu halten. Einer der nicht daherredet wie die Politiker und es allen recht machen will, sondern einer der sich angreifbar macht. Position beziehen und einen Ausdruck dafür finden, das ist auch die Grundlage für seinen leicht gebrochenen Sound, der sich ehrlich in alles einfügt. Kübler ist offen für alles und und wirkt daher für manchen manchmal nicht ganz dicht. Aber „… es gibt Schlimmeres“ und „Geschichten lockern die ganze Kiste auf“, sie sind wie der Jazz „immer das Gleiche aber jedesmal anders gespielt.“ Neben den Plaudereien aus einem abwechslungsreichen Musikerleben in dem so unterschiedliche Kollegen wie Kurt Edelhagen, Manfred Schoof, Klaus Doldinger, Amon Düül II, Udo Lindenberg, Westernhagen, Maffay und nicht zuletzt die New Wave Band Police mitgespielt haben, gibt es auch noch küchenphilosophische Kostproben wie „Fleisch macht schlapp“ oder Tipps wie man im Hotel einfach auf Nummer 14 umsonst frühstückt, nach der Devise „wenn schon Jazz, dann for free“.
Die Geschichten fließen Olaf Kübler nur so aus seinem Instrument, endlos und uneitel. Charmant nennt man sowas. Wie ein wildes Fohlen, liebenswert und ungestüm ist seine Jazzfreude.
Wach und witzig beginnt auch der Abend mit HONEYSUCKLE ROSE. Kübler läßt dabei seinen Mitstreitern Raum für breit angelegtes Volumenklavier in DAUGHTERS WALTZ und STELLA BY STARLIGHT oder Pianoperlerie in SIDEWALK, dort zaubert auch Guido May ein überraschendes Drumsolo aus dem Ärmel! Marshmellowweich ist Wolfgang Schmids celloartiges Baßsolo in BLUES FOR NOTHING auch wenn sich mancher gerade dort einen Kontrabaß gewünscht hätte. Die Eigenkomposition ONE FOR EDDY kommt lyrisch rockig daher und PLAYING IN THE YARD von Sonny Rollins zeigt uns einen kernigen Kübler, mit dem man sich sogar vorstellen könnte einen Schrebergarten zu teilen.
Nach dem letzten, Laune machenden HOTEL RAVEL verabschiedet sich Kübler bis zum nächsten Jahr, um dann doch schon nach zwei Minuten wieder für die Zugabe auf der Bühne zu stehen. Ein geradezu tanzbar interpretiertes BLUE MONK entläßt uns in den nächsten Tag. Und diese sind ja bekanntlich „alle gleich lang und unterschiedlich breit“. Olaf Kübler ist O.K.
Ach ja, wie war nochmal der Satz in dem Bochum Köln und Saxophon vorkommt? Vergessen… aber „es gibt Schlimmeres“