Olaf Kübler Quartett | 14.09.2007

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Seine Sprüche sind Legende, und wenn seine jüngst neu aufgelegte Autobiographie im Buchladen nicht mehr „Voll daneben“ steht, sondern inzwischen den Titel trägt: „Sax oder nie – Die Bekenntnisse des Johnny Controletti“, dann weiß man erstens, worauf es dem Mann ankommt und zweistens, was die deutsche Sprache ihm verdankt.

Das Saxophon ist seine Leidenschaft, seit er in „Shanghai an der Lahn“ aufgewachsen ist und als junger Kerl in den Amiclubs spielte. Dass er nebenbei auch ein schnodderig-origineller Wortschöpfer und tabufreier Geschichtenerzähler ist, stellte er im Neuburger Birdland zum Saisonauftakt des Wintersemesters in launiger Plastizität unter Beweis. Der in Lausham bei Reichertshausen – „Lieber ein Haus in Lausham als `ne Laus im Haus ham“ – residierende dieser Tage 70jährige Kübler hat so ziemlich alles erlebt, was das Musik-Business hergibt zwischen Gießen und Las Vegas, München und L.A., Amon Düül II, Marius Müller-Westernhagen und dem Panikorchester, dessen Udo seinem sprachlichen Alter Ego wahrscheinlich viel mehr verdankt, als er wohl je zugeben wird.
Haarsträubende – durchaus nicht immer geschmackssichere – Storys erzählt Kübler, deren wildeste wohl die mit dem toten Hirsch in Willy Michls Badewanne ist. Aber: „Wir machen ja nicht nur Quatsch, wir sind ja eigentlich ernsthafte Musiker“, betont er zwischendrin, bekennt sich zum großen Vorbild Sonny Rollins und gibt die Probe aufs Exempel. Fürwahr: Mit dessen „Laying In The Yard“, mit „Stella By Starlight“, „Blue Monk“ oder „Guilty“ zeigt der alte Haudegen, dass er, obwohl schon 70 und kein bisschen weise, immer noch ein kerniges Horn bläst, passgenau gezirkelte Soli in den Keller setzt, honky, knorrig, süffig. Seine Mistreiter gehören, wiewohl nicht optimal aufeinander eingestellt, zur Creme der süddeutschen Szene, Christoph Spendel am Bösendorfer mit flirrender Phantasie, Wolfgang Schmid am E-Bass mit brodelndem Groove und Guido May am Schlagzeug mit knackigen Akzenten. Kleines Manko eines kurzweiligen Abends: Vor lauter Geschichten kam die Musik fast zu kurz.