Joe Kienemann Swing Trio | 15.09.2007

Donaukurier | Roland Opschondek
 

Familientreffen zu Saisonbeginn: Endlich wieder Jazz im Keller unter der Hofapotheke und etliche Fans aus Nah und Fern waren zugegen um mit dem Joe Kienemann Trio die leisere Seite des Swing zu genießen, feinsinnig prickelnde Musik an einem entspannt gelassenen Spätsommerabend.

Joe Kienemann ist ein Glücksfall für den Jazz, speziell für die bayerische Szene: Als Moderator des Bayerischen Rundfunks hatte er nicht wenig Anteil daran, dass die improvisierte Musik im öffentlich-rechtlichen Freistaat einen deutlichen höheren Stellenwert genießt als anderswo. Was jedoch fast wichtiger ist: Kienemann ist ein Künstler, der mit selten uneitlem, geschmackssicherem, kultiviertem Fingerspitzengefühl das Piano sprechen lässt. So kenntnisreich, eloquent und gewinnend seine Moderationen waren, so sind es die Improvisationen, die er dem Bösendorfer Flügel im Birdland entlockt. Unverkrampft, fein, gelassen und niveauvoll spielt er Standards und Eigenes, verquickt die Musikalität Fats Wallers mit der Querdenkerei Thelonious Monks, die Eleganz Duke Ellingtons mit der Vitalität Dizzy Gillespies und der Rasanz Charlie Parkers, die bluesige Nachdenklichkeit der „Gospelette“ mit der unbeschwerten Lebenslust der Bossa Nova und der mediterranen Sonne Siziliens. Selbst das tausendmal gehörte „Sag mir, wo die Blumen sind“ entwickelt unter den Händen Joe Kienemanns ein faszinierendes Eigenleben nachdenklicher Sensibilität.
Helmut Nieberle spielt seine siebensaitige Gitarre mit unnachahmlich heiter-gelassener wie virtuoser Nonchalance, setzt ein Glanzlicht ans andere. Sava Medan entlockt auch noch dem vierzehnten Basssolo Neues, gibt mit variantenreichem Spiel Impulse, Halt und Hintergrund. Als im zweiten Set dazu dann der Klarinettist Stephan Holstein auf die Bühne kommt und in spontan-freundschaftlichem Miteinander bei „Honeysuckle Rose“, „In A Sentimental Mood“ und „Imagine“ das Trio zum Quartett erweitert, ist das Familientreffen komplett. Das fängt ja gut an!