Joe Kienemann Swing Trio | 15.09.2007

Donaukurier | Roland Opschondek
 

Vom gewölbt gezeichneten Horizont kommt eine kurzbeinige Figur mit großem kreisrunden Kopf daher. Sie trägt einen Pullover mit markantem Zickzackmuster und blinzelt dem vorbeifliegenden Schmetterling beschwingt zu. Ein schöner Tag, solange man mit sich und der Welt im Reinen ist, solange man nicht auf die anderen trifft, die einen wieder mal blöd finden werden. Die Blöden! Ungeliebt und ausgebremst bekommt man dann wieder Depressionen und muß zum Psychiater…

… an der Bartheke im Birdland Jazzclub stehen die Gläser mit den Erdnüssen, damit man gerne dazu etwas trinkt während man der entspannenden optimistischen Musik des plaudernden Pianisten Joe Kienemann mit seinem Swing Trio lauscht.
Geht man gerne zum Angeln oder in die Berge um sich zu entspannen so tat es am letzten Samstag auch ein Besuch im Jazzclub. Denn: wippt der Fuß, dann gehts der Seele gut! Der warme Sound, die milde Musik nahmen den Zuhörern die Spannung des Alltags, um unaufdringlich, geradezu beiläufig die Aufmerksamkeit neu zu bündeln.

Helmut Nieberle an der siebensaitigen Gitarre, der Slovake Sava Medan am viersaitigen Kontrabaß und Joe Kienemann am -Preisfrage: wievielsaitigen? – Flügel kamen ganz gut ohne Schlagzeug aus. Falls doch einmal etwas Besenarbeit vermißt wurde, so konnte die halbakkustische Gitarre das bestens simulieren.
Mit flinken Händen wurde Ton an Ton zu einem dichten Saitengewebe gehäkelt und geklöppelt.
Die abwechslungsreiche Auswahl der Titel war durch Kienemanns 32 jährige Tätigkeit als Radiomoderator gegeben und so kam gleich beim Eröffnungstitel DIS IS DISSY’S Sava Medans Baß mit braunbäriger Gemütlichkeit zur Geltung und wattebauschig leicht glitt Helmut Nieberle beim temporeichen CRAZY RHYTHM über die Saiten der Gitarre.
Jeder übernimmt mühelos die Läufe der Anderen oder sie swingen unisono wie bei Parkers BLUES FOR ALICE.
Über Hamptons PRELUDE TO A KISS, Django Reinhardts Swingklassiker NUAGE, oder diversen Eigenkompositionen wie Nieberles AUGUSTINE, oder Kienemanns SICILETTE durchstreift man verliebt den Abend, und verschmilzt mit der Musik wie der schwarz gekleidete Bassist und Gitarist mit dem Vorhang hinter der Bühne. Man könnte immer weiter so zuhören, will nicht wirklich weg, weil es gerade so angenehm ist. Jetzt noch einen gutmütigen Golden Retriever neben dem Tisch mit den Teelichtern dem man gemütlich den Nacken kraulen kann… aber Hunde dürfen ja nicht ins Birdland.

Begrüßt wurden noch swinging Stadtoberhaupt Dr. Gmehling als Zuhörer und Klarinettist Stephan Holstein der als Gastmusiker bei HONEYSUCKLE ROSE und IN A SENTIMENTAL MOOD die wunderbare Akkustik des Clubs nutzte und impressionistisch den Neuburger Morgennebel erahnen lies.
Irgendwie war auch Vince Guaraldi anwesend, der die Originalmusik für Charly Brown komponiert hat.
Als Zugabe die Hymne für eine bessere Welt: John Lennons IMAGINE. Diesmal aber nicht am friedenstaubenweißen Flügel sondern am guten Bösendorfer und im tänzelnden Dreivierteltakt.

Kein Abend der lauten, aber der schnellen Töne, manchmal leicht am Kaffeehaus vorbeigeschrammelt aber stets mit der Botschaft daß der neue Tag verspricht nicht schlecht zu werden. Und falls wieder jemand etwas blöd finden sollte… auch das wird man wegswingen!