Kim Chong Ensemble | 22.09.2007

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

„Alle Vögel sind schon da“. Mit diesem deutschen Volkslied -von der Bandleaderin Kim Chong (Stimme und Piano) auf koreanisch gesungen; garniert mit Vivaldi-Sequenzen; dargeboten im locker swingenden Rhythmus; begleitet mit Piano, Fender Rhodes, Cello und Violine- beginnt das Konzert des Ensembles. Das Konzept der Durchmischung, ja Verschmelzung aller möglichen  Musikarten, Stilen und Rhytmen-zudem dargeboten in einer eher ungewöhnlichen Instrumenalbesetzung-  zieht sich wie ein roter Faden durch das Konzert und baut enorme Spannungsbögen auf. Es wird keine Sekunde langweilig und es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Ja, dieser abenteuerliche Stilmix funktioniert, und wie! Hierzu tragen auch die großartigen Begleitmusiker bei, die Kim Chongs klarer und intontionssichere Stimme ein starkes und stabiles Fundament bieten. Als da wären: Siggi Stehle an den Fender Rhodes, Eugen Bazijan am Cello und
Sergey Diderenko. Was besonders die beiden letztgenannten mit ihren Instrumenten anstellten, war schon bemerkenswert. Neben der Melodienführung übernahmen sie zwischendurch auch mal den Schlagzeugpart. Da wird mit dem Geigenbogen auf die Saiten geschlagen, mit der Hand auf den Korpus getrommelt oder Cello und Geige auch mal wie eine Gitarre oder ein Banjo gespielt.
Alle an diesem Abend gespielten Stücke mit den darin zusätzlich enthaltenen würde den Rahmen sprengen. Nachstehend nur einige  Auszüge:
„Vivaldi“ (mit Auszügen aus  den „Vier Jahreszwiten und „Fly Me To The Moon“); „Mad In Yellow“
(ein koreanischer Schlager); „My Song For You“ (Eigenkomposition mit Auszügen aus „Bolero“);
„Morning Dew“ (mit Auszügen aus Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1) oder „My Way“ (mit Auszügen aus Saint-Saens‘ „Schwan“). Nicht zu vergessen ist das sich fast ins symphonische steigernde „Take Five“ in dem Beethovens/Schillers „Ode an die Freude“ eingebettet ist.
Nach einer Paganini-Interpretation gibt Kim Chong in der zweiten Zugabe noch einmal eine Kostprobe ihrer wandlungsfähigen Stimme. Das Traditional „Amazing Grace“ steigert sich vom ruhigen Gospelsong zum fulminanten Rhythm & Blues-Stück, und Chongs von poetischen Sängerin zu einer richtigen „Shouterin“.
Ist nur zu hoffen, daß bald auch eine CD mit Stücken dieses Abends und mit dieser Bandbesetzung erscheint. So könnten auch diejenigen in den Genuß der Musik kommen, die dieses großartige Konzert versäumt haben.