Kim Chong Ensemble | 22.09.2007

Donaukurier | Roland Opschondek
 

Der Abend beginnt rätselhaft. Wir sollen erraten aus welchem Land wohl das folgende Stück stammt. Der zart gesungene Liedtext ist nicht verständlich, aber es ist wohl Koreanisch, Kim Chong stammt aus Seoul. Die Melodie klingt nach dem Volkslied „Alle Vögel sind schon da“ allerdings etwas zu schnell gespielt. Hmm, also Südkorea oder Deutschland? Die Lösung ist ein Sowohl-als-auch, ein Dazwischen keine eindeutige Herkunft.
Kim Chong die Südkoreanerin lebt seit acht Jahren in Deutschland und hat ihre vielfältigen Eindrücke verarbeitet zu einer Musikreise um die Welt und quer durch alle Stile. Vom Schlager zum Swing, von der Symphonie zur Samba von Südkorea nach Spanien, die Sprache der Musik läßt Verbindungen leicht erscheinen.

Auch die Verbindung zum Publikum klappt von Anfang an. Kim gelingt es mit Ihrer Musik Fremdes zu verbinden und Bekanntes zu verfremden. Zwischen Kammermusik und Scatgesang, Olympiahymne und Eurovisionsspektakel scheint ihr prinzipiell nichts unmöglich.

Zur Verfremdung gehören die schnellere manchmal fast karrikierende Spielweise des Ensembles.

Ungewöhnlich ist auch die Kombination der Instrumente auf der Bühne des dicht gefüllten Birdland Jazzclubs. Umrahmt von Kim Chong am Klavier und Sigi Stehle am Fender-Rhodes Piano sitzen die beiden Streicher Eugen Bazijan am Cello und der Geiger Sergey Didorenko an der Violine. Beide haben Ihre Wurzeln nicht nur in Rußland sondern auch in einer klassischen Musikausbildung. Der 26jährige Bazijan läßt sich nicht nur auf ernste Musik festlegen und Didorenko bringt seine Erfahrung als Konzertmeister aus der ganzen Welt mit in das Ensemble. Beide stützen und schonen Ihre stimmlich etwas angeschlagene Chefin, mit prickelnden Pizzicato-Passagen und langen Läufen.
Gespielt wird alles was ihnen zwischen Finger und Saiten kommt mit einer schwindelerregenden Virtuosität und manchmal auch so schnell wie möglich, mal sehen ob der Kollege das Tempo mithalten kann. Sind die Grenzen des Instruments erreicht so wird klanglich auch mal aus dem Cello eine Conga wie in „Without Samba Life is a Bore“ oder aus der Vio- eine Mandoline wie im ersten neckischen Nachschlag. Die zweite Zugabe, das erstmals gespielte „Amazing Grace“ erlaubt einen Blick in die Band-Werkstatt und zeigt das Ensemble als „work in progress“, ein Projekt auf hohem Niveau.
Das Kim Chong Ensemble hat ein Büffet von Weltmusikhäppchen präsentiert das bei manchen Appetit auf mehr gemacht hat.