Norma Winstone Trio | 05.12.2008

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Norma Winstone, die Grande Dame des europäischen Kammerjazz‘ trat mit ihrem Trio am Freitag im Birdland Jazz Club auf und bot ein Konzert der absoluten Spitzenklasse.
Den ein oder anderen mag noch die Band „Azimuth“, in der Norma Winstone in den 1970er Jahren zusammen mit Kenny Wheeler Mitglied war, ein Begriff sein. Hatte Frau Winstone damals ihre Stimme überwiegend instrumental eingebracht, so setzt sie sie in ihrem aktuellen Trio -das übrigens folgerichtig auch unter dem Namen „Chamber Music“ firmiert- weit mehr song- und textorientiert ein. Trotzdem kommen die Instrumentpassagen und lautmalerischen Improvisationen, die besonders im Duett mit dem großartigen Sopransaxophonisten und Bassklarinettisten Klaus Gesing ihre ganz spezielle und eigenständige Klangästhetik entfalten, nicht zu kurz.
Die melodietrunkenen Akkorde -und das ist wahrlich als Kompliment gemeint- des aus Udine stammenden Pianisten Clauco Venier ergänzen das harmonische Gesamtklangbild, welches vor allem auch dadurch zustande kommt, dass Kommunikation unter den Musikern groß geschrieben wird und jeder von ihnen absolut gleichberechtigt ist.
An diesem Abend wurden überwiegend Stücke von den beiden Alben „Chamber Music“ und „Distances“ vorgetragen. Die Auswahl der Stücke lassen erkennen, daß die Musik des Trios grenzüberschreitend ist, sowohl was Stile, Rhythmen und Genres betrifft; klassisch angehauchtes Kunstlied („Ciant“ von Venier/Passolini in friaulischem Dialekt), Pop („Here Comes The Flood“ von Peter Gabriel), Volkslied (Spieglein, Spieglein an der Wand), Avantgarde-Pop („San Diego Serenade“ von TomWaits), Calypsojazz …die Reihe ließe sich noch beliebig weiterführen. Allein diese Aufzählung lässt erkennen, wie abwechslungsreich die Musik dieses Trios ist; und zudem poetisch, lyrisch, intim; mit phantasievollen Improvisationen und überraschenden Wendungen gewürzt.
Übrigens erfuhr Norma Winstone erst kurz vor dem Konzert, daß ihre neue CD „Distance“ für einen Grammy in der Kategorie „Best Jazz Vocal Album“ vorgeschlagen wurde.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.