Blue Note Six | 06.12.2008

Neuburger Rundschau | Clara Fiedler
 

„Wir sind heute zum zweiten Mal hier, und wir haben uns zwei Jahre lang auf diesen Abend gefreut“, eröffnet Trompeter und Louis-Armstrong-Experte John Evers das Konzert seiner Band „Blue Note Six“. Und die Vorzeige-Dixielander aus Österreich fackeln auch nicht lange.
In einer Besetzung, wie sie dem nostalgisch angehauchten New-Orleans-Liebhaber schon das Wasser in die Augen treiben würde, legen sie los, und das in astreiner Stilistik: Eingängige Melodien, ein Swing von Schlagzeuger Leslaw Tenczar, der nicht nur sofort ins Ohr, sondern auch ins Herz und in die Beine geht, ein voller, erdiger Bass von Peter Rath, gluckernde Posaunentöne von Kurt Lang und nicht zuletzt Siegi Dietrichs schrill kichernde Klarinette erinnern an Zeiten, die zwar keiner der Anwesenden mehr erlebt hat, deren verklärtes Bild aber verschmitzt-vergnügte Gesichter und wippende Füße zaubert. Es geht um Originale an diesem Abend im Birdland.
Um ein großes amerikanisches, den unvergessenen Louis „Satchmo“ Armstrong, aber auch um das Wiener Original, das zum Vorschein kommt, wenn John Evers in fast ausufernden, aber unterhaltsamen Einlagen durch das Programm führt. Schade, als er dann zum ersten Mal seine Stimme erhebt. Denn warum in aller Welt Louis Armstrong nacheifern, wenn doch gerade der dazu aufrief, sich selbst beim Musizieren treu zu bleiben?
Spaß macht sie trotzdem, die Musik von „Blue Note Six“: Da gibt es kein Augenzwinkern, sondern ein ausgesprochen breites Grinsen, ein lautes Lachen, keine kurzen Ausflüge in die Dissonanz, sondern derben, rotzigen Blues, kein einfaches, scheues Lächeln, sondern puren, lebenslustigen Übermut, der in diesem Fall wirklich gut tut, etwa wenn Pianist Jürgen Pingitzer auf dem Bösendorfer „Sunday“ interpretiert, weil „für mich immer Sonntag ist, wenn ich auf diesem Klavier spielen darf“.

Und so verbringen die sechs Musiker drei Sets in Gesellschaft von Jelly Roll Morton, Hoagy Carmichael und Bix Beiderbecke, begleitet von den immer ausgelasseneren, spontan begeisterten Rufen aus dem Publikum. Schließlich stellt Evers, auch hin und wieder stilecht auf dem Flügelhorn zu hören, noch fest, das (vollgestopfte) Birdland hätte doch ein kleines Manko, nämlich die viel zu kleine Tanzfläche, und kündigt daraufhin das „herzige“ „Within the circle of your arms“ an. „Herzig“ warŽs wirklich, „staad“ warŽs nicht. Aber das muss es auch nicht sein. Denn „When it’s Christmas Time in New Orleans“, dann hört sich das genau so an. Auch in Neuburg.