Nils Wogram Septett | 15.01.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Sechs Bläser, ein Schlagzeug, kein Bass, kein Piano, eine Band der besonderen Art: Das Nils Wogram Septett überraschte im Birdland zum ersten Konzert des Jahres mit einer überaus eigenständigen Mischung aus komponierter Finesse und improvisierter Fantasie. Da traf geheimnisumwitterte Romantik auf den knalligen Sound der Moderne, kontrastreich und folgerichtig.

Filigran geht’s los mit „Conspiracy“, dem Raunen, Flüstern, siebenstimmig ziselierten Ineinander der Instrumente und Klangfarben, verschworen und verschwörerisch, raffiniert und dicht gewebt. Draufgesetzt harter funky „Soul“ in heftigem Uptempo. „Weakness Is Your Friend“ dagegen schleicht sich wieder leise in den Keller, lebt vom klug geschichteten Sound des Miteinander von Holz und Blech in schier romantischen Momenten, wie sie einer Oper von Carl Maria von Weber entstammen könnten oder einem Ballett von Peter Tschaikowsky. „Motivation“ trumpft dann wieder auf als Visitenkarte der jungen Wilden im furiosen Hardbop, flott und rassig beschleunigt zu komplex urbaner Zeitrafferfahrt auf der Überholspur.

Keiner der Sieben auf der Bühne steht dem anderen nach, eine echte Allstar-Band der modernen deutschen Szene: Nils Wogram selbst an wendiger Posaune, Claudio Puntin an schmiegsam kreativer Klarinette, Tilman Ehrhorn am Tenor- und Frank Speer am Altsaxophon, Steffen Schorn an Bassklarinette und Bariton, Matthias Schriefl an der Trompete und John Schröder am Schlagzeug im niemals vordergründigen Miteinander eines rasanten Trips durch alle möglichen Gefilde des Jazz.

Zuweilen gesellt sich Wograms Melodica zum Stimmengemisch, murmelnd leise, gehaucht fast im geheimnisvollen Dämmerlicht wie im spannungsreichen Dickicht. Dann wieder Dschungelfieber der Großstadt, kräftig, agil, stark! „Nine Pints“! Wilde Soloritte münden in wuchtige Tutti, die lösen sich in vielgestaltige Dialoge der Formen, Farben, Sounds. Ein Wechselbad der Stile, Gefühle, Stimmungen, Klänge: Idealer Auftakt für Alles, was das Jahr noch bringen mag!