Cécile Verny Quartet | 16.01.2011

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Schon zum fünften Mal in Folge gastierte Cécile Verny mit Ihrem Quartett zu Beginn des neuen Konzertjahres im Birdland Jazz Club. Allein diese Tatsache sagt schon einiges über die hohe Qualität dieses Ensemles aus.

Erneut hatte Cécile Verny wieder ein neues Programm im Gepäck und präsentierte überwiegend Songs aus dem neuen Albums „Keep Some Secrets Within“. Zunehmend verschwimmen hierbei die Grenzen zwischen Jazz, Folk und Pop. Alle Songs sind Eigenkompositionen der Bandmitglieder Bernd Heitzler (bass), Andreas Erchinger (piano & keybords) und Lars Binder (drums). Und bis auf einige vertonte Gedichte und Briefe des großen britischen Poeten William Blake stammen alle Texte, die zum Teil autobiographische Züge aufweisen, von Cécile Verny. So könnte man die Musik des Quartetts auch als „Singer-Songwriter Vocal Jazz“ bezeichnen.

Mit viel Charme kommentiert Verny die Songs, die sie mit souveräner und wandlungsfähiger Stimme vorträgt; instrumental eingebettet und umrahmt von ihren kongenialen Begleitmusikern. Diesen bieten die ausgereiften Arrangements auch immer wieder Raum für kurze, einprägsame Soli.
In Bezug auf Rhythmus, Textaussage und Sprache (mal französisch, mal englisch) gleicht kein Song dem anderen, was dem Ganzen einen zusätzlichen Reiz und einen großen Abwechslungsreichtum verleiht. Allen gemein ist aber ein gewisser Wiedererkennungswert mit Langzeitwirkung.

Das Konzert beginnt mit dem raeggae-angehauchten „How Long“ in dem auch Rhythmen von Vernys afrikanischen Wurzeln zu hören sind. Dem swingend-bluesigen „Money“ folgt das relaxte „Love Is…“. Der wiegende Rhythmus und die hypnotische Bassbegleitung nisten sich schnell in die Gehörgänge ein. Bei der wunderschönen ruhigen Ballade „Holy Thursday“ stehen Melodie (mit der einschmeichelnden Bassbegleitung von Bernd Heitzler) im krassen Kontrast zum sozialkritischen Text von William Blake. Das folgende französisch gesungene „Comments?“ ist eine sanfte Ballade, die zum Tagträumen einlädt; und umgehend findet man sich in einem Bistro an der Cote d‘Azur an einem milden Frühsommerabend wieder. Schließlich kommt in „To Many Frontlines“ auch noch der funkige E-Bass von Bernd Heitzler zum Einsatz; untersützt von Andreas Erchingers stakattoartiger Klavierbegleitung.

Auch nach der Pause hielt die Band das hohe Qualitätslevel problemlos aufrecht. In dem leicht ironisch vorgetragenen „J’en ai bien assez“ zeigt Verny, dass sie auch die vocale Lautmalerei beherrscht.
In „Pioson Tree“, erneut mit einem Text von William Blake, meint man, einen traditionellen englischen Folksong im jazzigen Gewand zu erkennen. Und bei Erchingers Ballade „Mon Malheur“ ist noch einmal Träumen angesagt. Zum Schluss beweist das Ensemble in „To Thomas Butts“, dass sich Blakes Texte auch für einen rockigen Shuffle-Blues eignen.
Als Zugaben folgten das fast sakral anmutende „Song For The Loved Once“, begleitet von Keyboard und akustischem Bass und das lässig legere „The Bitter And The Sweet“.

-Schade, dass der „Süßigkeit“ dieses tollen Konzertes so abrupt die „Strenge“ des Alltags folgt.-