Nils Gessinger Group | 15.04.2011

Neuburger Rundschau | Stephanie Knauer
 

Der Funk sprühte: „Mal was anderes“, sagte Birdland-Vereinsvorsitzender Manfred Rehm zum Auftritt der „Nils Gessinger Group“ am Freitag. Den Leuten gefiels, mit gutem Grund: Denn hier haben sich sechs Superprofis aus Hamburg u.a. zusammen gefunden, um richtig gute funky Musik zwischen Blues und Salsa zu produzieren. Dem vom ersten Ton an losprustenden Verve, Groove und Spielspaß der fünf Instrumentalisten und Sängerin Madeleine Lang konnte man sich nicht entziehen. Ihrer Lautstärke zunächst auch nicht: Drummer Jost Nickel schlug Trommel und Becken im ersten Teil sehr knackig – was ja an sich perfekt zur Musik passt, aber die Ausmaße des Birdland-Kellergewölbes sprengte – hielt sich nach der Pause aber deutlich zurück. Gespielt wurden Eigenkompositionen, auch demnächst erscheinender Tonträger, die Bandleader Nils Gessinger laut eigenen Worten teils auf einer Motorbike-Tour eingefallen sind. Der virtuose Pianist ließ den Bösendorfer-Flügel auf der Bühne links stehen und ging auf seinem mitgebrachten Fender Rhodes mit Aufbau ab, das mit seinem klanglichen Potential zwischen leicht verzerrtem E-Piano bis Hammond haarscharf zum gesamten Erscheinungsbild aus E-Gitarre mit Wawa-Pedal, E-Bass (Arnd Geise), schnörkellosen Drums und Saxofon passte. Der trockene und zugleich rhythmisch bauchige Sound lebte von den schneidenden Synkopen, deckungsgleich gespielt von dem heiß-coolen Gitarrist Rüdiger Nass und Saxofonist Björn Berger, aber auch von den „Löchern“ dazwischen – einem Luftholen gleich, das dem sehr körperlichen Beat voranging. Auch ein überraschendes „Stolpern“ war mal drin: Die haargenau gelungenen Absprachen waren atemberaubend, wie die Power, die in den ruhigeren Stücken unterschwellig spürbar blieb. Der Funk dominierte an diesem Abend und zeigte sich in fast allen Facetten von Jazz bis zur Rock-Nähe. Gespielt wurden viele, relativ kurze und durcharrangierte Nummern, die nach Augenkontakt variablen Platz ließen für ekstatische Soli, dazu – vor allem im zweiten Teil – eine große Stil-Bandbreite. Hier durfte es auch mal eine smoothe Ballade sein, in der Björn Berger seine tonlich samtige Seite auslebte. Der exzellente Saxofonist griff für den Latin passenderweise zu Klarinette und Querflöte oder wechselte sogar in einem Stück blitzschnell vom Alt- zu Tenorsaxofon und zurück. Ein Glanzpunkt waren ebenso die Nummern mit Sängerin Madeleine Lang, die fantastisch und mitreißend sang, soulig, supersicher, mit enormem Stimmumfang und goldrichtig exaltierten, fast klassischen Spitzentönen.