Dena DeRose ist eine faszinierende Frau. Aufgrund einer Krankheit, so steht in ihrer Biografie, musste sie das Klavierspiel eine Zeitlang aufgeben. Stattdessen begann sie zu singen. Jetzt macht sie beides – und wie gut, zeigte sie bei ihrem Birdland-Debüt am Samstag. Es ist überhaupt bewundernswert, wenn jemand gleichzeitig singen und ein Instrument spielen kann. Bei Dena DeRose klangen Stimme und Finger, als seien sie voneinander völlig unabhängig. Beide wurden von ihr mit der gleichen Sorgfalt und Raffinesse bedacht. Zum Unisono etwa griff die 45-Jährige, wenn es ihr gerade einfiel und zur Musik passte. Dass sie das beim Improvisieren machte und dabei jeden Ton sicher intonierte, zeugte – wie so vieles an diesem Abend – von ihrem Können. Die amerikanische Pianistin und Sängerin sprang bei der Europatournee mit dem Jeff „Siege“ Siegel Trio für Jazz-Ikone Lee Shaw ein und passte als Frontfrau mit eigener, teils an Dave Brubeck erinnernder Note hervorragend zu den beiden anderen Ausnahmekünstlern. Dem hochkarätigen Trio machte der Gig merklich Spaß: Je später es wurde, desto mehr gingen Dena DeRose und ihre Kollegen aus sich heraus. Zuletzt hatte der Auftritt Session-Charakter. So soll es sein – und zeigt wiederum, was für gute Musiker am Werk waren. Auf dem Programm stand Eigenes und Standards, auch der Ablauf der Nummern war gleich der Besetzung klassisch. Das Wie war singulär: Jeff „Siege“ Siegel zauberte aus seinen Becken und Trommeln einen individuellen, plastischen Rhythmus, las seinen Kollegen die Musik von den Fingern ab und spiegelte sie kongenial wider. Der Drummer beherrschte die Kunst, auf dem Schlagzeug Melodien zu spielen, echote sogar im Schlagabtausch mit dem Klavier Dena DeRoses Einwürfe. Bassist Rich Syracuse war ebenfalls ein Meister auf seinem Instrument und besonders des Walking Bass, besaß einen schönen, sonoren und treffsicheren Ton, trug als wunderbar swingendes Fundament ebenfalls eine unentbehrliche Farbe bei und schaffte es zudem, die Spannung und Linie in seinem Solo bis zum letzten Moment zu halten. Dena DeRose spielte sich am Klavier mit ihrem runden, weichen Anschlag schnell frei und rhythmisch auch mal souverän gegen den Strich, hatte spürbar große Freude am Triolog, explodierte zu rasanten Läufen und Clustern und schaffte es andererseits, ihr Glissando so zu dämpfen, dass der solierende Bass nicht überdeckt wurde. Auch ihre Stimme klang samtig und berührend geradlinig, mit sensiblem Vibrato am Tonende. Ein reiner Genuss.