Bill Ramsey & Siggi Gerhard Swingtett | 14.04.2011

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Erst mal einswingen mit soigniertem Old-Time-Jazz der klassischen Schule, elegant, leise und fein in die richtige Stimmung kommen für den Abend! Eine achtköpfige Swingband tänzelt mit weichem Sound unaufdringlich, gleichwohl anspruchsvoll durch den Mainstream des Great American Songbook: „S’Wonderful!“ Das Siggi Gerhhard Swingtatt bleibt sich treu, auch ohne den erkrankten Namensgeber der Band, an Klarinette und Tenorsaxophon ausgezeichnet vertreten durch Pierre Paquette. Immer auf der „sunny side of the street“ bleiben die Herren um Mitbegründer Hilbert Homberg an der Gitarre dabei ohne den ganzen „modernen Kram“.

Ein bisschen geht’s dann aber doch zumindest in die frühe Moderne, als Gaststar Bill Ramsey drei Tage vor seinem 80. Geburtstag in den Standard „How High The Moon“ Charlie Parkers „Ornithology“ setzt. Ramsey ist ohnehin eine Marke für sich, seine Stimme charaktervoll und ausdrucksstark wie eh und je, und, wenn auch der Stimmumfang erst im Laufe des Abends an Höhe gewinnt, kräftig, authentisch, überzeugend und unverkennbar. Vor allem die locker gescatteten Soli beeindrucken, lassen keinen Zweifel aufkommen: Hier ist ein echter Jazzsänger am Werk ohne auch nur eine Spur von Altersstarrsinn, der auch mit deutlich jüngeren instrumentalen Kollegen absolut Schritt halten kann.

Wobei die Mitspieler durchaus nicht von schlechten Eltern sind: Die Band ist eine gute Mischung aus Jung und Alt, allesamt profilierte Musiker, herausragend neben Paquette vor allem Martin Auer an der Trompete und Matthias Strucken am Vibraphon mit bemerkenswerten Soli nicht nur bei „Moten Swing“ und „Airmail Special“.

Bill Ramsey ist an diesem denkwürdigen Abend u.a. mit „Mackie Messer“ auf der „Route 66“ nach „Georgia“ unterwegs, strahlt jene unverminderte Lust und unverwüstlich optimistische Lebensfreude aus, die wir seit 50 Jahren lieben. Für die stehenden Ovationen bedankt er sich, nach „Makin Whoopee“, „Bye Bye Blackbird“ und bereits zwei Zugaben ganz allein auf der Bühne verblieben, mit einem zu Herzen gehenden Spiritual: „Sometimes I Feel Like A Motherless Child“. Happy Birthday Bill Ramsey! Wir freuen uns auf mehr!