Nieberle – Morello Duo | 20.12.2019

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Jedes Jahr das gleiche Ritual. Und jedes Jahr die gleiche Vorfreude auf das Gitarrenkonzert am Freitag vor den Weihnachtsfeiertagen, wenn der unverwechselbare Klang der tiefen siebten Saite von Helmut Nieberle‘s Gitarre das Jahresende einläutet. Und jedesmal ist man gespannt, was die beiden Helmuts diesmal als Besonderheit im Gepäck haben. Dieses Mal war die Überraschung Paulo Morello. Der ehemalige Schüler von Helmut Nieberle ist heute Jazzgitarrendozent an der Nürnberger Musikhochschule, hochkarätiger Praktiker brasilianischer Gitarrenmusik und war keineswegs lediglich ein Ersatzmann für den erkrankten Helmut Kagerer.

Frei, frech und erfrischend war sein Spiel, federleicht flirrten seine Bossa Nova Akkorde durch den Raum, bei den beiden Choro bewies er seine Hingabe an die brasilianische Musik, sein Solostück erinnerte an ein Ein-Mann-Orchester im Stil des großartigen Gitarristen Martin Taylor und bei Wes Montgomery’s „Unit 7“ kam seine Bebop-Seite zum Erstrahlen. Ein vielseitiger gitarristischer Haudegen, genauso wie sein Bühnenpartner Helmut Nieberle, auf dessen Inspiration Morello‘s Vielseitigkeit wurzelt.

Nieberle konnte sich also entspannt seinem zu jeder Zeit formvollendeten Gitarrenspiel widmen. In jedem Stil zu Hause und für jede Kapriole zu haben, strotzte er wieder mal vor Reichhaltigkeit und neuen Ideen, was selbst vor den Titeln seiner Kompositionen nicht Halt macht. Seine Hommage an Count Basie nennt er „Basie Instinct“. Wie immer hatte er einen neuen Musette-Walzer in der Tradition Django Reinhardt‘s vorbereitet und einen weiteren, den er der Familie von Philipp widmete – ein Ritual, das er sich seit vielen Jahren nicht nehmen lässt.
Gut die Hälfte der rührigen Kompositionen haben die beiden Gitarristen sich selbst ausgedacht und das Programm mit Liedern von Sidney Bechet, Harry Warren oder Turner Layton gewürzt. Ein herrlicher Abend mit vor Kraft strotzender Frische, der mit der Zugabe „After you’ve gone“ enden sollte. Doch bevor die beiden Großmeister die Bühne verlassen durften, musste noch der Schnee leise durch Helmut’s Ukulele rieseln und Django Reinhardt’s „Nuages“ den Abend vollenden.