er Schnee lässt noch auf sich warten, die Temperaturen erreichten in der vergangenen Woche ebenfalls eher frühlingshafte Höhen und auch von Geschenken ist weit und breit noch keine Spur zu sehen. Ein untrügliches Zeichen, dass Weihnachten aber tatsächlich vor der Tür steht, gab es am vergangenen Wochenende dann doch: Die Birdland Jazz Band beschloss ganz traditionell das musikalische Jahr im Neuburger Jazzclub. Zahlreiche Stammgäste lauschten ihrer Hausband mit deren Programm aus Swing und Dixieland im vollbesetzten Hofapothekenkeller. Und auch die Musiker selbst, Charlie Gutsche (Klarinette, Flöte, Altsaxophon), Mirelle Hanke (Gesang), Werner Riedel (Posaune), Georg Kremietz (Trompete), Eduard Israelov (Piano), Wigg Eder (Drums und einziges noch verbliebenes Gründungsmitglied) sowie Manfred Hartlieb (Bass), hatten sichtlich Spaß an ihrem großen Moment.
In unbekannte Gefilde stürzen sich die sieben Musiker nicht an diesem Abend, sie bleiben bei dem, was sie mögen und sehr gut können: Klare Strukturen, strukturierte Soli, kurzum eine stimmige Gesamtinterpretation, bei der jeder für sich seine eigene musikalische oder gesangliche Geschichte erzählen darf. Sehr demokratisch geht es dabei zu, jeder hat reihum die Gelegenheit zu zeigen, wie er sich das vorstellt, mit dem Jazz. Weit auseinander gehen die Interpretationen dabei nicht, aber so kurz vor Weihnachten muss es ja auch nicht allzu dissonant zugehen. Eine kleine Spitze in der Trompete, ein kleiner Querschuss der Posaune reichen da vollkommen aus für die richtige Würze im weihnachtlichen Festschmaus.
Zu wahren Adventsklassiker wie „Rudolph, the Red-Nosed Reindeer“ gesellen sich an diesem Abend Songs, die zwar an sich nichts mit dem Christfest zu tun haben aber ebenso gut in die Stimmung passen. „Take the A Train“ von Billy Strayhorn ist melodisch genauso interessant wie „Puttin‘ on the Ritz“, in dem sich Parallelen zwischen Gesang und Piano erschließen. Ein Trio bilden Riedel, Israelov und Hartlieb für ein drei Stücke langes, begeistert beklatschtes Set im Konzert. Treibende Kraft ist hier die Posaune, sie verleiht Benny Golsons „I remember Clifford“ Melancholie und „A Night in Tunisia“ Klangkraft. Besonders laut klatschen die Jazzfreunde auch für „Georgia on my Mind“, in dem Wigg Ebert den Gesangspart spartanisch, aber
eindrucksvoll übernimmt.
Dixieland und Swing sind sicher zwei der harmonischsten, melodisch eingängigsten und rhythmisch anschmiegsamsten Stilrichtungen am bunt geschmückten Baum des Jazz. Sicher aber auch zwei, die zum Schwelgen und Entspannen einladen, die mitnehmen in eine verklärte Welt der 20er und 30er Jahre, in der vieles wohl nicht besser, aber doch wenigstens beschwingter war. Ein Jazzstandard reiht sich an den nächsten, charmant entspannt zeigen die sieben Musiker, die zusammen über 450 Jahre Lebenserfahrung mitbringen, warum für viele das Konzert der Birdland Jazz Band – zurecht – zu einem wahren Pflichttermin kurz vor Weihnachten geworden ist.