New Tango Duo, feat. Walter Castro | 04.03.2005

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Völlig zu Recht gilt Pablo Ziegler als einer der wichtigsten Vertreter des Tango, wie ihn Astor Piazolla seit den 50ern aus seiner Erstarrung erweckte und als Tango nuevo mit neuem Leben füllte. Ziegler hat nicht nur den Altmeister jahrelang begleitet, sondern darüber hinaus seinen ganz eigenen Weg des Tango beschritten. Davon konnten sich die Zuhörer im ausverkauften Birdland drei Jahre nach dem letzten Neuburger Konzert seines Trios erneut überzeugen.

Der Tango, jener um 1900 in den Vororten von Buenos Aires entstandene einzigartige argentinische Tanz im langsamen 2/4- oder 4/8-Takt, der vor Allem aus dem Wechsel von Bewegung und Verharren seinen Reiz bezieht, verbreitete sich seit 1911 von Pariser Ballsälen aus über Europa, wo er ein gut Teil zur Atmosphäre der goldenen 20er beitrug. Die Entwicklung des Tango zu einer eigenständigen konzertanten Musikform ist das Verdienst des großen argentinischen Komponisten Astor Piazolla (1921-1992). Durch die Verbindung von argentinischer Folklore mit Elementen zeitgenössisch-moderner Musik löste er den Tango von der ausschließlichen Funktion der Tanzmusik und öffnete ihn dem Konzertsaal.

Pablo Ziegler pflegt Piazollas Erbe, gibt ihm dabei sein eigenes Gepräge. Zieglers New Tango eignet bei aller Melancholie, wie sie dem Tango naturgemäß innewohnt, immer auch ein Hauch Fröhlichkeit, eine Spur melodiöser Optimismus und eine Prise in die Zukunft blickender Alltagswitz. Der „traurige Gedanke, den man tanzen kann“ bleibt so einerseits immer bei sich selbst in authentischer Unverwechselbarkeit, er öffnet sich andererseits immer wieder auch helleren Klangfarben und offener Harmonik. Hinzu kommt, dass Ziegler ein einfühlsamer und phantasievoller Improvisator ist, der mit leichter Hand eben auch die tänzerische Komponente des Tango verlebendigen kann. Seine beiden südamerikanischen Triopartner Quique Sinesi und Walter Castro tragen das Ihre dazu bei, Sinesi an der Gitarre differenzierte rhythmische Impulse und dicht perlende Läufe, Castro am Bandoneon jene mal zögerlichen mal schwungvollen melodiösen Bewegungen, die dem Tango seinen typischen Sound verleihen und wesentlich seinen Empfindungsreichtum vermitteln, der die letzte Einsamkeit des Menschen angesichts seines Schicksals nie ganz zu leugnen vermag.