New Connexion, feat. Greg Osby | 04.10.2002

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Emanzipation ist alles beim überzeugten musikalischen Basisdemokraten Greg Osby. Der hat seine Bandkonzeptionen schon immer von größtmöglicher Offenheit leiten lassen. In solchem Unterfangen traf er sich gerade richtig mit den Mannen der New Connexion, die im Neuburger Birdland gemeinsam mit dem Starsaxophonisten der Idee von Freiheit und Versenkung frönten.

Wieder so ein paar Europäer, die einen prominenten Gastsolisten aus den Staaten featuren um nicht im No-Name-Bereich vor sich hin kümmern zu müssen? Vor solchem Verdacht schützt in diesem Falle nicht nur der prominente Name selbst: Greg Osby ist einer der treibenden Motoren, die in den letzten Jahren mit hoher Experimentierfreude einen wesentlichen Beitrag zur Erneuerung des Jazz geleistet haben. „Kooperation und Experimentierfreude, Offenheit und die Erschließung möglichst vieler anderer Disziplinen“ lautet das Credo des Altisten, der sich in den 80ern im Rahmen der M-Base intensiv mit Rap und HipHop auseinander setzte, der andererseits im vorigen Jahr ein Album mit einem veritablen Streichquartett veröffentlichte. Mit der New Connexion hat Osby sich auf eine europäische Vorzeigeband eingelassen, die in perfekter Analogie zu seinem Konzept der formalen Offenheit steht und ihre eigentliche Stärke im gegenseitigen Gewähren von Freiheit erschließt. Greg Osby, Michael Arbenz, Bruno Rousselet und Florian Arbenz sind Meister offener Räume. Die Kompositionen setzen transparente Architekturen in die Zeit und geben Spielflächen frei. Jeder der Akteure hat jede Menge Ideen, was da einzubringen ist: In den atemberaubend sprudelnden Läufen von Osbys Altsaxophon scheint ein Gedanke den anderen nur so zu jagen wie in „Trafiction“, bis wieder einer jener souverän vollzogenen Tempowechsel Zeit zum Innehalten gewährt, das Gehörte sich setzen lässt und „Peaceful“ zu seelischer Balance mahnt. Michael Arbenz vereint am Flügel herb verblockte Akkorde, perkussiv gesetzte Freiflüge über die Tastatur und melodieselig romantische Verinnerlichung zu einer Mischung aus Thelonious Monk, McCoy Tyner und Keith Jarret. Dabei wird er weidlich unterstützt von Bruder Florian, der am Schlagzeug mal in knackiger Lebendigkeit scharfkantig akzentuierte Rhythmen in den Keller schleudert, mal in sensitiver Feinarbeit zart ornamentierte Strukturen entwirft. Bruno Rousselet am Bass nutzt die ihm gegebenen Freiheiten in ausgefeilter Virtuosität für flüssig vorgetragene Statements, die bei aller Rasanz eine Tonbildung kultivieren, die dem Erbe Jimmy Blantons, Oscar Pettifords und Ray Browns alle Ehre machen. Nun aber genug der großen Namen: Wer möchte schon in den „Ashes“ wühlen, wenn wir uns auf dem „13th Floor“ tummeln dürfen?