Munich Swing Orchestra feat. Jasmin Beyer – Audi Forum Ingolstadt | 20.02.2025

Donaukurier | Karl Leitner
 

Wäre man beim Fußball, hätte nach dem Match der Trainer sicherlich davon gesprochen, dass man einfach nicht richtig ins Spiel gefunden, es zu viel Ballgeschiebe im Mittelfeld gegeben und man den entscheidenden Pass nicht gespielt habe. Manchmal läuft es einfach nicht rund, obwohl das Stadion rappelvoll ist und sich alle Stammspieler auf dem Platz befinden. Und am Ende kommt einer dieser unspektakulären Arbeitssiege heraus. Hauptsache gewonnen.

Bisweilen gilt das auch für Konzerte. Für das des Munich Swing Orchestra im ausverkauften Audi Forum zum Beispiel. Ein Programm mit vielen Stücken aus der Golden Era Of Swing, die der Fan wegen ihrer Melodien, ihrer Zugehörigkeit zum musikalischen Weltkulturerbe und nicht zuletzt aus nostalgischen Gründen so gerne hört, und trotzdem über weite Strecken nur verhaltener Applaus. Wie kann das sein trotz der Anwesenheit von Cole Porter, Duke Ellington und Neal Hefti? Angesichts von „Smoke Gets In Your Eyes“, „Somewhere Over The Rainbow“ und „Memories Of You“? An den Stücken selber liegt es sicher nicht, denn die sind seit Jahrzehnten etabliert, weit über den Jazz hinaus. Sollte sich Ellington’s berühmte Songzeile „It Don’t Mean A Thing If It Ain’t Got That Swing!“ tatsächlich an diesem Abend bewahrheiten?

Nein, es swingt durchaus, was die 16 Herren plus Alexandra Fischer am Klavier plus Gastsängerin Jasmin Bayer unter der musikalischen Leitung von Trompeter Jimmy Polivka abliefern, aber es will und will nicht wirklich zünden. Der Pep jener Tage, als die großen Big Bands um Count Basie oder Jimmy Lunceford der Grund dafür waren, dass sich die Massen auf den Tanzflächen der großen Ballrooms tummelten, will sich partout nicht einstellen. Verhalten, zaghaft fast mutet die Vorgehensweise der Band an, allzu viele Balladen am Stück – so wunderschön sie auch sein mögen – verhindern immer wieder das Durchstarten, das angesichts der akustischen Macht eines derartigen Klangkörpers einfach mit dazugehört. „Li’l Darlin“ etwa kommt in der ihr zugedachten Ultra-Slow-Version überhaupt nicht zum Tragen und auch Jasmin Bayer, die so unterschiedlichen Stücken wie Ella Fitzgeralds „A Tisket A Tasket“ und „Girl Talk“ also einem Kinderlied und dem Song einer erfahrenen Frau, mit interpretatorisch weitgehend identischen statt mit variablen Mitteln gerecht zu werden versucht, kann den entscheidenden Treffer nicht landen. Nicht an diesem Abend, nicht in diesem Spiel.

Der gelingt in den letzten regulären Minuten und in der Nachspielzeit mit Ellington’s „Perdido“ und Glenn Miller’s „In The Mood“ dann doch noch. Endlich platzt der Knoten, bringt die Band den nötigen Druck hinter den Ball, worauf dieser im Netz zappelt und der Applaus plötzlich so aufbrandet wie die gesamten 90 Minuten zuvor nicht. Ausgerechnet die alten Schlachtrösser des Swing müssen den Abend retten und dafür sorgen, dass wenigstens für eine kurze Zeit die vorher vermissten Funken sprühen und Leben in die Bude kommt. – Was Fußball mit Swing zu tun hat? An diesem Abend eine ganze Menge. Schließlich hat das Munich Swing Orchestra auch „Up To Date“ aus der Feder von Thomas Reich im Programm, das seinerzeit von der Big Band von Max Greger eingespielt wurde und seit dem 24. August 1963 allsamstäglich „das aktuelle sportstudio“ im ZDF eröffnet.