ESQ – European Swing Quintet | 15.02.2025

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Gerade einmal ein paar Wochen ist es her, da hat Frits Landesbergen als Schlagzeuger der Dutch Swing College Band das Publikum im Audi-Forum mit einem gewaltigen Schlagzeug-Solo regelrecht hingerissen. Jetzt steht dieser holländische Teufels-Jazzer als Bandleader des European Swing Quintet im Birdland-Keller am Vibraphon und spielt zwei Stunden lang die heißesten Tonkaskaden wie die zartesten Balladen-Melodien. Als wäre es die allerleichteste Übung, zwei schwierige Instrumente mal locker auf Weltklasse-Niveau zum Besten zu geben.

Landesbergen hat vier vorzügliche Mitstreiter an seiner Seite. Den perfekten David Lucacs (Klarinette und Saxofon), der auch bei den ganz verwegenen Soli präzise und ohne irgendwelche aufgesetzten Gags unterwegs ist – und der ebenfalls zu den Stars der Dutch Swing College Formation zählt. Dazu den famosen Gitarristen Alexander Brott und die (rein räumlich, aber nicht musikalisch) im Hintergrund agierenden Edwin Corzilius (Bass) und Gijs Dijkhuizen (Schlagzeug).

Alle fünf zeigen an diesem Abend, wie quicklebendig die seit vielen Jahrzehnten tausendmal gespielten Standards der Swing-Könige Lionel Hampton und Benny Goodman klingen können. Landesbergen hat die alten Schlager mit einer unverwechselbaren Handschrift und improvisatorischem Witz neu arrangiert. Mit seinem Quintett erschafft er einen süffigen Sound, der das Publikum in diese freche, frische und mit Raffinesse gewürzte Welt hineinzieht.

Drive, Tempo und eine Leichtigkeit über alle Rhythmus-Wechsel und wilden Unisono-Passagen hinweg kennzeichnen den Stil des European Swing Quintet. Edelstandards von „How high the moon“ über „After you`ve gone“ bis „Stardust“ klingen bei dieser holländischen Band, als würde man an manchen Stellen noch die Originalklänge von Hampton und Goodman vernehmen. Aber eben nur in der Vorstellung feinsinnig aufbewahrt und zugleich auf gekonnt abgestaubt, angereichert und im besten Sinne modernisiert.

Die quicklebendigen Standards und die Eigenkompositionen von Landesbergen wie „Lotus blossom“ oder „Cruising mit Frans“ verschmelzen unter den Händen der fünf Jazzer aus Holland zu einem Gesamtkunstwerk mit fast gegensätzlichen Facetten. Neben dem in die Beine gehenden, betörenden Swing stehen feine, zarte Balladen.

So entführt in Duo auf Gitarre und Klarinette die Zuhörer in eine ganz andere Welt, in der nichts mehr rasant und verführerisch daherkommt, sondern bedächtig, in sehr langsamen Tempo und mit Ausflügen in unberechenbare melodische Regionen, die man am wenigsten erwartet. Das Konzert schenkt dem Publikum kleinere und größere Jazz-Wunder, die man hören, oft auch sehen und auf den Weg in die Nacht hinaus mitnehmen darf.