Munich Swing Orchestra | 16.05.2002

Donaukurier | Dr. Michael Kleinherne
 

(Audi Forum Ingolstadt)

Ein lauer Frühsommerabend, gelöst plaudert man vor dem Audi-Forum. Drinnen probt die Band ihren lockeren Swing. Die Leichtigkeit setzt sich fort, als das Konzert beginnt. Mit gezapftem Bier, das Jackett leger über den Stuhl gehängt, die Sonnenbrille lässig ins Haar geschoben, lehnt man sich zurück und taucht ein in die Welt des Big-Band-Sounds.

Die 19 Jazzer des Munich Swing Orchestra, darunter eine Sängerin und ein Sänger, spielen routiniert Standards von Glenn Miller, Benny Goodmann oder Count Basie. Zum Einstieg „In the Mood“, dann folgt Klassiker auf Klassiker. Der Klang ist kompakt, die Einzelstimmen werden sauber dargeboten. Bandleader Charly Hahn, der schon bei den Münchener Philharmonikern Klarinette spielte, führt seine Musiker routiniert durch den Abend. Ab und an tritt Angelika Eder dazu und phrasiert die Songs gefühlvoll mit kräftigem Timbre. Im schwarzen Kleid, mit Federboa und viel Schmuck drapiert, scattet sie, shoutet und schnurrt ins Mikrofon. Ingolstadt lobt sie als „die Jazzstadt Bayerns“. Doch als sie die Zeilen „Another Season, Another Reason for Making Whoopie“ erläutert, fragt sie: „Aber ist Ingolstadt schon eine Großstadt? Kann ich offen erklären, was der Text bedeutet?“ Schmunzeln im Auditorium, und die Sängerin legt los.

Die „Serenade in Blue“ singt, dem gedämpft-ruhigen Klang der Band wohl angepasst, Helmut Frank. Als Hahn ein Solo spielt, gibt es Applaus auf offener Szene. Dann stellt Altsaxofonist Dieter Müller-Sohnius die Musiker vor: „Vor allem die Trompeten halten eine Big-Band zusammen. Sind sie gut, gelingt das Konzert.“ Mit einem flotten Swing wird das Publikum in die Pause entlassen, in der es die Gelegenheit zum Small-Talk nutzt. Einer fühlt sich an seine Tanzschulzeit erinnert. Ein anderer lobt den „ungezwungenen Stil“ der Band. Namen fallen: Max Greger, Paul Kuhn und Hugo Strasser. Die Sängerin sei „fernsehreif“, sagt jemand.

Im zweiten Teil zuerst Armeemusik. Glenn Miller spielte während der Kriegsjahre zur Truppenbetreuung im Army-Air-Force-Orchestra. Es folgen zwei Duette, „Chattanooga Choo-Choo“ und „Don’t Sit under the Apple Tree“, wo Eder und Frank noch mal ihr Können zeigen. Dann geht es heiter-beschwingt weiter mit einem Stück von Charly Barnet. Nach Ausflügen in die sechziger zurück in die dreißiger Jahre. Als Abschluss Millers „Moonlight Serenade“. Zwei Zugaben werden gefordert und gespielt. Als das Konzert zu Ende ist, sitzen die Melodien noch auf den Lippen. Entspannt setzt man sich ins Auto und fährt summend in die sternenklare Nacht hinaus.