Morello & Barth feat. Viviane de Farias | 15.05.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Der ganze musikalische Zauber der Copacabana machte die endlosen Eisheiligen des Mai 2010 in Neuburg an der Donau für einen Abend schlicht vergessen. Die fulminante brasilianische Sängerin Viviane de Farias, groß geworden in unmittelbarer Nachbarschaft Antonio Carlos Jobims, des Urvaters der Bossa Nova, sorgte mit Paulo Morello, Kim Barth und Band im Birdland Jazzclub für südamerikanische Wärme, Flair, Lebendigkeit und swingende Leidenschaft.

Allein dass sie die Standards des Genres nicht überstrapazieren, spricht für die fünf Musiker auf der Bühne des Birdland. Die Band mischt Bekanntes und Unbekanntes, Eigenes, Klassiker und aktuelle Kompositionen aus Brasilien zu einem lebendigen Programm von sehr abwechslungsreicher Klasse und hoher Authentizität. Paulo Morello und Kim Barth, ein Bayer und ein Däne als Solisten an Gitarre und Saxophon bzw. Flöte, haben sich ihre Sporen vor Ort verdient, die rhythmusgeschwängerte Luft unterm Zuckerhut in reichlicher Menge inhaliert und so lang am Atlantikstrand musiziert bis sie sich die Achtung der einheimischen Musiker redlich erspielt hatten. Inzwischen gehören sie fraglos zur Szene, spielen nahtlos mit den beiden Brasilianern Dudu Penz am sechssaitigen E-Bass und Mauro Martins am Schlagzeug zusammen und zaubern so geistreiche wie tänzerisch leichte Soli in den Jazzkeller. Bossa Nova, das ist eben jene Melange aus Cool-Jazz und Samba, die in den 50er und 60er Jahren Nord und Süd in zugleich sehnsuchtsvoll und unterkühlt glühender Passion vereinte. Das wärmt auch heute noch bei gefühlten Minusgraden am Donauufer das Herz und gewinnt sogar dem sonst so überspielten „Somewhere Over The Rainbow“ neue Zuversicht ab: Ja, es gibt ein Leben nach dem Regen!