Charly Antolini Meets The Jazzladies | 14.05.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Er redet fast so gern wie er Schlagzeug spielt. Wer sich allerdings geduldig durch die manchmal arg langatmigen Ansagen hört, wird belohnt mit elastisch swingendem Mainstream-Jazz hoher Klasse: Charly Antolini, mit allen Wassern des Business gewaschener Swing-and-more-Schlagzeuger, war mal wieder zu Gast im Neuburger Birdland Jazzclub. Drei Damen hatte er im Schlepptau, der Senior-Drummer der europäischen Swing-Szene, Nina Michelle, Cora Brunner und Gee Hye Lee. Charly Antolini Meets The Jazzladies hieß denn auch das Motto des erfrischenden Abends.

Dass die Frauenquote auf der Bühne über 50% liegt, ist selten im Jazz. Dass dies keine qualitative Bedeutung hat und die „Shiny Stockings“ mitnichten als Ersatz für musikalische Substanz herhalten müssen, stellten die drei in München und Stuttgart beheimateten Damen aus dreier Herren Länder in beeindruckender Weise unter Beweis.

Den bezaubernden Charme von Nina Michelles Stimme – „Love Me Or Leave Me“ – wissen die Fans in der Region nicht zuletzt zu schätzen von mehren Auftritten der gebürtigen Kanadierin im Audiforum Ingolstadt mit dem Munich Swing Orchestra: „Please Don’t Talk About Me When I’m Gone“. Auch Cora Brunner war dort schon zu hören mit ihrem heiß geblasenen Altsaxophon, Spielwitz, Engagement und variantenreichen Ideen auf den Spuren von Charlie Parkers „Ornithology“ und „Donna Lee“. Brunner überzeugte im Birdland auch an der Trompete, ihrem zweiten Instrument, mit geschmeidiger Sensibilität. Eine faustdicke Überraschung bot sich dem staunenden Publikum mit der südkoreanischen Pianistin Gee Hye Lee, flink, flott, flüssig. Ihr Solofeature „No More Blues“ war weit ab von Klischees, dafür  um so näher an eben jenem Elixier, dem der Titel abschwört. Die junge Dame erfreute mit profunder, feinfühliger Begleitung und – zu seltenen – quirligen Soloexkursen.

Quotenmann Chris Lachotta – so ändern sich die Vorzeichen – am Bass gab den ruhenden Pol des Grooves und Zusammenhalts, während Altmeister Antolini mit Finten, Licks und Tricks am Schlagzeug so wenig geizte wie mit Worten, „Running Wild“ wie eh und je. Zum Schluss, nach einem kleinen Umbau auf der Bühne, besang er dann auch noch den „Ragg Mopp“ – zum juchzenden Gaudium aller Anwesenden.