Miriam Netti „La Bossa Tra Di Noi“ | 02.12.2023

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Die ideale Musik zum Wintereinbruch, Traum von Süden, Sonne, Strand und Samba. Mit ihrer italienisierten Fassung des Bossa Nova brachte Miriam Netti in nikolausrotem Kleid Wärme und Freude ins tief verschneite Neuburg.

Sanfte Rhythmen, samtig lässige Entschleunigung, äußerliche Ruhe und stets unverkennbar durchschimmernde Leidenschaft zeichnen die Bossa Novas aus, in den 50er Jahren aus einer glücklichen Begegnung der brasilianischen Musik mit dem Cool-Jazz der USA entstanden. Die aus Apulien stammende Miriam Netti hat sich den Swing u.a. der »One Note Samba« intensiv zu eigen gemacht, etliche Standards mit italienischen Texten versehen und präsentiert sie im Mix mit eigenen Songs und der Musik ihres Heimatlandes in lebendigem Termperament: »Buena Sera Signorina«! Ihre warme, weiche, in Intonation, polyglotter Artikulation und Dynamik stets perfekt beherrschte Stimme schmiegt sich förmlich in die Songs, und breitet sie zugleich wie eine Kuscheldecke in den Keller aus.

Trotz überaus mühsamer, vielstündig winterlicher Anreise aus Vorarlberg ist sie von topmotivierten Musikern umgeben, allen voran dem Gitarristen Johan Leijonhufvud, einem Meister der kleinen Gesten, der sparsamen Mittel, der leichten Nonchalance und der musikalischen Effizienz. Bruno Castelluzcci zeigt sich einmal mehr im Birdland als Altmeister des dezenten, dabei ungemein swingenden Schlagzeugspiels und auch Johnny Åmans Bass scheint förmlich zu schweben in einer Wolke aus Wärme und wohlwollender Gelasenheit, nicht zuletzt bei seinem gestrichenen Solo in »This Is Allways«. Natürlich kommt auch der Blues nicht zu kurz, interessanterweise in einer schmissigen Version des Klassikers »Bella Ciao« und wie ein wohliges Sahnehäubchen wirkt zum Schluss Nat »King« Coles samtiges »La Tida«. Gut gewärmt ging‘s danach wieder raus in den Schnee.