Mikkel Ploug Trio | 15.04.2023

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Ausgezeichnet mit einem Grammy in der Kategorie „Best Instrumental Jazz Album“, dazu mit weiteren renommierten Preisen dekoriert – die Erwartung beim Auftritt des Mikkel Ploug Trios war durchaus hochgeschraubt. Die Zuhörer wollten sich einen rundum genussvollen Abend machen und selbst erleben, dass diese skandinavisch geprägte Band aus Mikkel Ploug (Gitarre), Jeppe Skovbakke (Bass) und Sean Carpio (Schlagzeug) aus gutem Grund ein Premium-Prädikat trägt.

Der Weg dorthin war aber mit Hindernissen erschwert. Die E-Gitarre des Bandleaders klang öfter unangenehm metallisch, die Lautstärke war für die Akustik des Birdland-Kellers um einige Grade zu hoch gedreht. Auch der Bass war unangenehm verstärkt, vor allem die tiefen Saiten lösten Resonanzen in der Magengegend aus, die eher nicht sein sollten. Und der Drummer schlug manchmal derart auf Trommeln und Becken, als ob er in der Manier eines Rock’n Roll-Schlagzeugers eine größere Halle in wilde Stimmung versetzten müsste.

Über erhebliche Teile des 1. Set hinweg nahm das Mikkel Ploug Trio der musikalischen Qualität seiner (Eigen-)Kompositionen vieles von ihrer eigentlichen Wirkung. Harmonische und melodische Feinheiten wurden durch knalliges Gehabe überdeckt. Schade, denn vor allem in den Werken des Gitarristen steckt eine Menge an Substanz, an improvisatorischem Witz und an Feinheiten, bei denen sich genaues Hinhören sehr lohnt.

Selten hat man leise Passagen so genossen wie im ersten Teil dieses Konzerts. Weil sie ganz rar waren und in einem sehr wohltuenden Kontrast zum kurz davor auch danach wieder Gehörten standen. Im 2. Set dann spielte das Trio in einer anderen musikalischen Liga. Wieviel Substanz in der Musik dieses Trios steckt, war jetzt reichlich und mit ungetrübtem Genuss zu erleben. Der Bassist und der Mann am Schlagzeug werfen sich in „Day Break“ fast neckisch kurze Motive zu, greifen den Einfall des andren in variierter Form wieder auf und geben ihn mit lockeren, fröhlich überraschendem Gestus wieder zurück. Die E-Gitarre, jetzt wohltemperiert, kostet dazu leicht elegisch durchzogene, meditativ grundierte Melodien aus.

Ein samtenes, mit herben Anklängen elegant aufgebautes Glanzstück gelingt den drei Jazzern in einer Komposition, deren Titel soviel wie zwischen Tag und Traum bedeuten könnte. Diese Ballade macht das Trio zu einem Geschenk für das Publikum, mit lyrischer Tiefe, auch mal mit einem rasanteren Ausbruch und einer ganz leicht melancholischen Grundfarbe. Die gewagten, im ersten Moment vielleicht irritierenden und mehr als ungewöhnlichen Akkord-Kreationen, die der Gitarrist da zum Besten gibt, führen tief hinein in eine fremd-faszinierende Klangwelt.

Ende gut, alles gut. Das ist die gängige Redewendung. Hier könnte es heißen, Ende sehr gut, damit insgesamt gut.